Denken im Schnee: Paul Ingendaay spricht mit Durs Grünbein über Robert Walsers Wanderungen
„Nach seinem 50. Geburtstag hörte Robert Walser mit dem Schreiben auf und gab sich mit dem Leben eines Irrenhauspatienten zufrieden.“ So stand es viele Jahre lang auf dem Schutzumschlag des legendären Buches „Wanderungen mit Robert Walser“ (1957). Der Feuilletonist und Philanthrop Carl Seelig erzählt darin von den sonntäglichen Ausflügen, die er mit Walser zwischen 1936 und 1956 unternahm.
Eine Neuausgabe dieser fundamentalen biographischen Quelle erzählt jedoch eine viel spannendere Geschichte, nämlich wie der rührend besorgte Carl Seelig, dem selbst die Gaben zum Dichter fehlten, nach und nach die Deutungshoheit über das Leben seines „verstummten“ Freundes übernahm und seinen eigenen Namen für immer mit dem Robert Walsers verband. Helfersyndrom? Übergriff? Aneignung? Ein Gespräch mit dem Dichter Durs Grünbein über Gehen, Denken, Schreiben und die dunklen Winkel der Biographie.
Die Neuausgabe der „Wanderungen mit Robert Walser“ von Carl Seelig ist bei Suhrkamp erschienen, hat 252 Seiten und kostet 22 Euro.
Kommentare
Neuer Kommentar