Verbote helfen nicht weiter: Jens Balzer plädiert für eine sensible Form der kulturellen Aneignung
Weiße Menschen geraten schnell unter Druck, wenn sie Dreadlocks tragen, ganz gleich, ob sie damit eine Typveränderung erreichen oder ihre Verehrung für Bob Marley zum Ausdruck bringen wollen. Katy Perry braucht gute Argumente, wenn sie, wie 2013 bei den American Music Awards, in einem Kimono auftritt. Der Rapper Kendrick Lamar kann sich nicht ohne Gegenwind als „Kung-Fu Kenny“ inszenieren. Benny Goodman wird man mittlerweile kaum mehr naiv als „King of Jazz“, Eric Clapton nicht als „König der Blues-Gitarre“ bezeichnen. Und ob Elvis wirklich der „King of Rock ’n’ Roll“ ist, steht neuerdings auch wieder zur Debatte. In all diesen Fällen findet kulturelle Aneignung statt
„Appropriation ist eine schöpferische, kulturstiftende Kraft. Aber zugleich ist sie in Gewalt- und Ausbeutungsverhältnisse verstrickt.“ Das schreibt Jens Balzer in seinem Buch „Ethik der Appropriation“. Er unterscheidet zwischen guter und schlechter Aneignung. Erstere ziele nicht auf die „Zementierung von Reinheits-, Natur- und Authentizitätsvorstellungen“, sondern auf Entgrenzung, Letztere vergreife sich an den ästhetischen Erzeugnissen marginalisierter Menschen aus einer Position der Überlegenheit. Wie das im Einzelnen abläuft, erläutert Balzer im F.A.Z.-Bücher-Podcast.
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