Die strahlenden Räume einer visionären Erzählerin: Ein Gespräch mit Verena Lueken über die Stories von Joy Williams
Wieder mal eine große Überraschung in einer Zeit, da man glaubte, es sei schon alles Großartige entdeckt: Bei DTV erscheinen die Stories der Amerikanerin Joy Williams, Jahrgang 1944, der Ertrag von mehr als drei Jahrzehnten konzentrierten Schreibens. Williams, die in jungen Jahren auf dieselbe Schreibschule ging wie Raymond Carver und Richard Yates, hat Erzählungen und Romane geschrieben, ist aber auf dem deutschen Buchmarkt nie so richtig angekommen – zwei Veröffentlichungen in den Neunzigerjahren blieben folgenlos. Jetzt rühmt der Klappentext die publikumsscheue Autorin als „strahlend düstere Großmeisterin der Kurzgeschichte“.
Im Gespräch mit der Filmkritikerin und Amerika-Expertin Verena Lueken versuche ich, den Zauber dieser Geschichten über rührende Priester und trauernde Mütter, grübelnde junge Mädchen und mancherlei Außenseiter in den Weiten der amerikanischen Provinz zu ergründen. Oft geht es schräg und skurril zu, manchmal zieht eine einzigartige Melancholie über die Seiten, und immer wieder steigen die Figuren ins Auto, um alles hinter sich zu lassen, obwohl sie selbst ahnen, dass sie am Ziel doch wieder ihr eigenes Leben erwartet.
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