Eine grundlegend gewaltsame Zeit: Özge İnan über ihren Roman „Natürlich kann man hier nicht leben“
„Weißt du, was ich in deinem Alter auf gar keinen Fall werden wollte?“, fragt Zarife, Hebamme und Vertraute der Familie, die knapp 15 Jahre alte Hülya. „Wie meine Mutter. Oder meine Tanten. Und, das stellte sich aber erst später heraus, wie meine Schwestern. Ich dachte, es kann doch nicht sein, dass ihnen das hier reicht.“ Es ist das Jahr 1986, Hülya lebt mit ihrer Mutter und den Geschwistern in einem Dorf im Süden der Türkei. Hülya weiß noch nicht, was sie mit ihrem Leben anstellen will, aber sie weiß: Sie will nicht werden wie ihre Mutter.
Und damit ist sie nicht die einzige in Özge İnan Roman „Natürlich kann man hier nicht leben“. Gleich zu Beginn macht sich Nilay auf den Weg, allerdings im Jahr 2013 und von Berlin aus, denn sie hat gerade die Berichte über die Proteste am Gezi-Park im Fernsehen gesehen und kann nicht fassen, dass ihre Eltern sich von der Stimmung nicht mitreißen lassen, dass sie so völlig unpolitisch zusehen.
Wie politisch diese Eltern tatsächlich waren, das wird hier in Rückblicken erzählt, mit einem zeitlichen Sprung mitten hinein in die Achtzigerjahre und die politischen Spannungen der Türkei damals. Wir treffen Hülya und Selim, die Eltern von Nilay, bevor sie Eltern wurden, ja noch bevor sie überhaupt ein Paar wurden. Wir folgen ihnen nach Izmir, auf die Universität, lernen ihre Kommilitonen kennen, die politischen Studentenorganisationen und wie gefährlich es sein kann, in jener Zeit überhaupt politisch zu sein. Was das heißt und wodurch sich Einstellungen, von denen man als junger Mensch denkt, sie seien unveränderlich, dann doch ändern – darüber sprechen wir mit der Autorin Özge İnan.
Natürlich stellen wir ein neues Literaturrätsel, wir verraten die Lösung aus dem Juni und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Natürlich kann man hier nicht leben“ von Özge İnan auf der Website des Piper Verlags
faz.net/literaturraetsel: Die Seite für Ihre Teilnahme am Literaturrätsel
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