Verloren in der Welt der Reichen: Emma Cline und ihr Roman „Die Einladung“
Es gäbe viele gute Gründe, von der gedankenlosen Welt der Superreichen zu erzählen, nur um möglicherweise herauszufinden, dass sie eher komplexer ist als zuvor angenommen. Die amerikanische Literatur ist voll von solchen kalten Blicken auf den Luxus. Jetzt kommt die Schriftstellerin Emma Cline, 34 Jahre alt, und konfrontiert uns mit einem ganz eigenen Reich: dem Long Island der Vermögenden, gesehen von der zweiundzwanzigjährigen Alex, die sich als Escort und „Begleitung“ älterer Männer für kurze Zeit einen Platz am Pool und bei Dinnerpartys erkämpft, bevor sie ihn durch eine Dummheit wieder verliert und von ihrem Freund vor die Tür gesetzt wird. Von da an driftet sie sieben Tage lang durch eine Welt leerer Straßen, leerer Häuser und exklusiver Beachclubs, klaut, lügt und schnorrt sich durch. Ihre prekäre Existenz verbirgt sie dabei, so gut sie kann.
„Die Einladung“, grandios übersetzt von Monika Baark, ist Emma Clines drittes Buch und wahrscheinlich ihr bestes. In Alex' Wahrnehmung werden „die Hamptons“ mit Manhattans feinen Feriendomizilen zu einem anderen Planeten. Während sie sich Hoffnung auf eine Versöhnung macht, hat Alex aber vor allem mit den Servicekräften der happy few zu tun: Nanny, Hauswart, Dienstmädchen, Reinigungspersonal. Eine Frau, die kaum eine Geschichte hat und nirgendwo dazuzugehören scheint, erlebt das Amerika des Geldes als komfortables waste land.
Im heutigen Bücher-Podcast spreche ich mit meiner Kollegin Elena Witzeck, die sich mit Emma Cline ausführlich unterhalten und in der FAZ ein faszinierendes Interview mit ihr veröffentlicht hat.
„Die Einladung“ von Emma Cline, übersetzt von Monika Baark, ist im Hanser Verlag erschienen, hat 336 Seiten und kostet 26 Euro.
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