In der DDR sprach man von Geschenke-Sex: Clemens Böckmann über seinen Roman „Was du kriegen kannst“
„Männertoll“ soll Uta Lohtner sein. So heißt es über die Verkäuferin und junge, alleinstehende Mutter aus dem Erzgebirge Anfang der Siebzigerjahre in einem Text, der sich liest wie ein Protokoll: hölzern, mit geschwärzten Balken, wo man Namen vermutet, ein Stasi-Protokoll vielleicht. Es geht erkennbar darum abzuschätzen, wie diese junge Frau einzusetzen wäre. Zu nutzen wäre. Auszunutzen wäre.
In seinem Debütroman „Was du kriegen kannst“ erzählt Clemens Böckmann Utas Geschichte. Von einer Frau, die gern ausgegangen ist und offen war für die Idee, zu den internationalen Messen in Leipzig Männer kennenzulernen, die nicht aus der DDR oder sozialistischen Bruderländern kamen, sondern aus dem Westen. Und ihr anfangs Geschenke machten, mehr nicht. Von einer Frau, die, so muss man es lesen, von der Stasi Schritt für Schritt in die Prostitution und – als IM „Anna“ – in die Observation von Männern geführt wurde, denen sie gefallen hat. Deren Leben, so muss man das sagen, von der Stasi zerstört worden ist.
Gerade ist „Was du kriegen kannst“ von Clemens Böckmann im Hanser Verlag erschienen, und Clemens Böckmann ist diesmal zu Gast im Bücher-Podcast. Außerdem gibt es wie immer ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung des Rätsels aus dem September 2024 und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin, ausgelost unter den richtigen Einsendungen.
„Was du kriegen kannst“ von Clemens Böckmann auf der Website des Hanser-Verlags
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