Die Eltern auch als Menschen sehen: Didi Drobna über ihren Roman „Ostblockherz“
„Wir stolpern durchs Leben, und dann sind wir weg.“ Die slowakische Redensart steht am Anfang und am Ende des neuen Romans von Didi Drobna. In „Ostblockherz“ ist es der Vater, der ins Stolpern kommt. Er ist siebzig, seine Kraft, sein Gleichmut, seine Unabhängigkeit, seine Härte gegen sich selbst und andere haben ihn durchs Leben getragen, kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus der Slowakei mit der Familie nach Wien, wo sich der Flugzeugingenieur mit allen möglichen Gelegenheitsjobs durchschlagen musste und mit wachsender Verbitterung, wegen seines Akzents abschätzig behandelt zu werden, nie in der Sprache seines neuen Umfelds angekommen ist.
Jetzt spielt die Gesundheit nicht mehr mit, und der eigentlich noch gar nicht so alte Mann ist auf einmal auf andere angewiesen. Und seine Tochter, die nach dem Ende der Schulzeit aus den Erwartungen und Zwängen der Familie geflohen ist und zehn Jahre lang kein Wort mit ihrem Vater gewechselt hatte, steht einmal mehr vor den Fragen, welche Verantwortung sie Vater und auch Mutter gegenüber trägt und tragen will und tragen kann.
In „Ostblockherz“ mischen sich Fragen, vor denen alle stehen oder stehen können, mit anderen, die sich aus der Herkunft, der Lebensgeschichte und dem Selbstverständnis der Figuren ergeben. Sie mischen sich, und sie bereichern sich gegenseitig. Beleuchten einander, stellen sich in ein bestimmtes Licht, wenn man so will. „Ostblockherz“ ist gerade erschienen, und in dieser Folge ist Didi Drobna mit ihrem Roman Gast im Bücher-Podcast.
Nach dem Gespräch mit ihr gibt es ein neues Literatur-Rätsel von Tilman Spreckelsen, die Lösung aus dem April und den Namen des Gewinners oder der Gewinnerin.
„Ostblockherz“ von Didi Drobna auf der Website des Piper-Verlags
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