00:00:10: Es gibt keine unschuldigen Bücher.
00:00:12: Es gibt keine Bücher, die dich in der Lehre treffen.
00:00:16: So steht es in Hundesohn, dem die Büromahant von Ursahn Sakaria Kiskinkölic kurz verendet.
00:00:21: Und es geht natürlich nicht um dieses Buch, sondern um anderes in der Geschichte, um ein Geschenk.
00:00:26: Aber es stimmt auch für dieses Buch.
00:00:29: So ist es jedenfalls mir gegangen.
00:00:31: In Hundesohn erzählt ein junger Mann, Sakaria, oder kurz Seko, von seinem Leben in Berlin, von seinen Tagen und Nächten, von den Männern, die er über die Dating App Grinder sucht und trifft, oder nicht trifft, von der Sehnsucht und vom Begehren.
00:00:43: Er erzählt und erzählt die Tage, bis er wieder in die Türkei reisen kann.
00:00:48: Kurz nur wird er in die Stadt, aus der seine Familie kommt, reisen, in der und das ist das wichtigste, Hassern lebt.
00:00:54: Denn nachdem sehnt sich Sakaria.
00:00:56: Und er erzählt von den Großeltern, die arabisch miteinander gesprochen haben, von seinem Türkisch, mit dem er es dort auf der Straße schwer hat, von Zuschreibungen, Zugehörigkeit und Fremdsein.
00:01:07: Er lebt mit den Büchern von Aras Öhran, Semran, Ertan und Franz Kafka.
00:01:13: Gerade ist Hundesohn von Osan Sakaria Kiskinkelitsch im Surgkampferlag erschienen und wir freuen uns sehr, dass Osan Sakaria Kiskinkelitsch diesmal unser Gast im Bücher Podcast der FAZ ist.
00:01:23: Wir, das sind Maria Wiesner und Friedhof Küchemann.
00:01:26: Nach dem Gespräch gibt es auch diesmal ein neues Literatur-Rätsel von Tillmann Sprekelsen.
00:01:31: Für Sie, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, wir verraten die Lösung des Rätsels aus dem August, und wir verraten, wer das Buch gewonnen hat, dass wir diesmal unter den richtigen Einsendungen verlost haben.
00:01:42: Das war Rachel Cockrells Melting Point.
00:01:46: Suche nach dem gelobten Land aus der anderen Bibliothek.
00:01:50: Aber erst mal, lieber Orsan Sakaria Keskinkelic, willkommen im Bücher-Podcast.
00:01:54: Wie schön, dass Sie heute dabei sind.
00:01:57: Vielen herzlichen Dank für die Einladung.
00:01:58: Ich freue mich.
00:02:00: Ihr Icherzähler trägt Ihren Namen.
00:02:03: Wie wollen wir von ihm sprechen?
00:02:05: Wie sprechen Sie selbst von Ihnen als der Seko aus Ihrem Buch?
00:02:09: Oder wie halten Sie es?
00:02:11: Wie halten wir es am besten?
00:02:13: Ich nenne ihn tatsächlich Seko.
00:02:15: Das ist auch der Spitzname von Sakaria.
00:02:18: Ich selbst nenne mich nicht Seko.
00:02:19: Wir führen ja den gleichen Namen.
00:02:21: Das hat verschiedene Gründe.
00:02:22: Aber ich halte eine gewisse Distanz zu dieser Figur, in dem ich ihn auch Seko nenne tatsächlich.
00:02:28: Verstehe.
00:02:32: Und was ist Berlin in diesem Buch?
00:02:36: Seko ist in Berlin aufgewachsen.
00:02:39: Das ist der Ort, den er am besten kennt.
00:02:43: Trotzdem gibt es einen anderen Ort, der immer gleichzeitig mitschwert, selbst wenn er sich durch Berlin bewegt.
00:02:49: Und das ist die Stadt Adana im Osten der Türkei, im Südosten.
00:02:54: Da kommt seine Familie her, da lebt ein Großteil seiner Familie, vor allen Dingen auch seine Großeltern, die eine große Rolle für ihn spielen.
00:03:01: Viele Kindheitserinnerungen, die er mit der Türkei verbindet, erkennt ja die Stadt Adana und das Land, die Türkei ausschließlich aus den Sommerferien.
00:03:11: Und deshalb würde ich sagen, es ist tatsächlich auch so eine Art Projektionsfläche.
00:03:15: Es geht sehr viel auch um Familienerinnerungen, aber auch um Sehnsüchte, die er projiziert auf diesen Ort, die er ihn ständig begleitet.
00:03:24: Und dann gibt es diese eine Person, die dort lebt in dieser Nachbarschaft der Großeltern, einen Jungen namens Hassern, der Nachbarsjunge.
00:03:32: Und die haben so eine schwierige Beziehung miteinander.
00:03:35: Es ist ja auch eine Liebesgeschichte, die erzählt wird.
00:03:37: in dieser Distanz zwischen Berlin Und Adana und Seko zählt im Roman die Tage, bis er Hassan widersiehen wird.
00:03:46: Er zählt in neun Tagen, werde ich ihn widersiehen, der wird er wieder zurückreisen in die Türkei.
00:03:53: Jedenfalls nach Plan.
00:03:55: Genau, der Countdown strukturiert so ein bisschen das Buch.
00:03:58: Also es geht wirklich von Tag neun immer weiter runter.
00:04:00: In acht Tagen werde ich ihn wiedersehen, in sieben Tagen werde ich ihn wiedersehen.
00:04:04: Und anfangs freut man sich mit Sackarier darüber und dann ziemlich schnell macht man sich auch so ein bisschen Sorgen, was bei diesem Wiedersehen wohl passieren könnte und wird.
00:04:13: Wer ist Hassan denn für ihn und wer ist er für sie in diesem Buch?
00:04:18: Hassan ist für Seko genauso wie Adana.
00:04:24: Eine Figur, würde ich sagen, die schwer zu greifen ist.
00:04:27: Auch eine Art Sehnsuchtsobjekt fast schon.
00:04:30: Er zählt ja viele Dinge auf, die ihn faszinieren an Hassern, aber auch Dinge, die er hast an Hassern.
00:04:36: Es ist so eine Art Liebe-Hass-Beziehung, die die zueinander haben.
00:04:39: Die kennen sich ja seit der Kindheit, aber wirklich nur aus diesen Sommerferien.
00:04:44: Das heißt, Seko... sieht ihn dann im Viertel der Großeltern in dieser Zeit, wenn er dann dort ist, die wachsen in dieser Zeit dann dort zusammen auf und erleben sehr viel gemeinsam.
00:04:54: Und es gibt viele Erinnerungen, die er teilt mit diesem Jungen.
00:04:59: Also das sind Erinnerungen, wo sie durch die Straßen beispielsweise ziehen und die Stadt erkunden, aber auch wo sie heranwachsen als junge Männer.
00:05:08: Und dann nähern sie sich auch immer mehr aneinander an.
00:05:10: Also die Geschichte versucht ihr auch zu vermitteln, was dazwischen denen eigentlich läuft.
00:05:15: Man merkt sehr schnell, dass Seko sehr viel fühlt für Hassan.
00:05:19: Es ist nicht ganz klar, was Hassan für diesen Protagonisten fühlt, aber es gibt etwas, das die miteinander verbindet.
00:05:27: Und es kommt zu sehr viel Intimität, zu sehr viel Zärtlichkeit, aber es kommt gleichzeitig auch zu sehr viel Gewalt, zu sehr viel Ablehnung und Abneigung.
00:05:37: Und es gibt ja dieses zentrale Wort, das Seko verbindet mit Hassan.
00:05:42: Das ist ja auch der Titel des Buches, Hundesohn.
00:05:45: Hundesohn ist im türkischen und im arabischen Schimpfname, der wurde eingedeutscht.
00:05:51: Viele glauben wahrscheinlich, dass Hundesohn so eine Anspielung ist auf die Beschimpfung Hurensohn.
00:05:56: Aber eigentlich ist das die wortwörtliche Übersetzung aus dem türkischen Köpekule Köpek oder aus dem arabischen Ibn-al-Kelb.
00:06:05: Und es ist im Grunde ein Schimpfname.
00:06:07: von einem Hund abzustammen oder Sohn von einem Hund zu sein.
00:06:11: Und der Großvater von Seko nennt Hassan eben auch Hundesohn.
00:06:14: Das ist ein Hundesohn, wie er auch andere Menschen Hundesohn nennt.
00:06:20: Und Seko greift das auf und versucht so ein bisschen zu spielen, würde ich sagen, mit diesem Namen.
00:06:27: Es ist auch so eine Art Kosename geworden für ihn.
00:06:30: Und im Grunde ist Hassan für ihn auch wie so eine Art Urfigur des Hundesons.
00:06:36: Gleichzeitig zieht sich das Thema mit den Hunden ja auch enorm als Metapher durchs Buch durch.
00:06:40: Also es kommen wahnsinnig viele Hunde vor.
00:06:44: Also es wird ja nicht nur der Hunde so ein als Schimpfwort sozusagen irgendwie verwendet, sondern er verwendet den Namen ja fast schon als Kosenname dann auch und als liebevolle Beschimpfung so ein bisschen.
00:06:55: Oder liege ich da verkehrt mit meiner Interpretation.
00:06:57: Ja, mir gefiel der Gedanke, mit dem Schimpfnamen zu arbeiten.
00:07:01: Das heißt, den auch umdeuten zu können.
00:07:03: Man hat das ja sehr oft, dass man negative Beschreibungen, Bezeichnungen, Beschimpfungen und sowas auch aufgreift, um das noch mal in anderen Settings zu setzen und vielleicht anders damit umgehen zu können.
00:07:13: Für Seku ist das ein Mittel, seine Beziehung zu hassanen, auch auszuterieren.
00:07:18: Das heißt, er lernt das kennen als ein Schimpfnamen und gleichzeitig spürt er verdammt viel Zuneigung für diesen Jungen, aber auch für viele andere Männer.
00:07:27: Und es geht, glaube ich, um dieses Grunddilemma, das sich auch widerspiegelt in diesem Schimpfnamen und in diesem Kosennamen, das ein Mensch Erwartungen hat, Sehnsüchte hat, die sich nicht in jedem Fall erfüllen.
00:07:38: Und es kommt zu dieser Spannung und im Grunde ist... Der Hundesohn oder auch der Name Hundesohn, genau so ein Abbild davon von einer grundlegenden Spannung, würde ich sagen, in den sozialen Beziehungen, die wir haben zu anderen Menschen, wo sehr, sehr viel Raum ist für eine große Bandbreite an Emotionen.
00:07:55: Da ist die Liebe das eine und die Liebe kann ganz schnell begleitet werden natürlich auch von Verzweiflung, von Frustration, von Wut, von Aggression und all das spielt dann hinein in den Begriff.
00:08:08: Diese Unausgeglichenheit, die sie erwähnt haben in der Beziehung, die Gewaltbereitschaft, die Unberechenbarkeit von Hassan, die habe ich gelesen auch ein bisschen als dem Umstand geschuldet, dass er seine Sexualität, zumindest die männerliebende Seite seiner Sexualität, falls es auch eine andere gibt, das wissen wir einfach gar nicht, dass er mit der natürlich in Seiner Heimat ganz anders unter Druck steht als Seko in seiner Heimat in Berlin.
00:08:45: Das wird nicht auserzählt in dem Buch, aber das ist was, was für mich so als Schatten oder als Spur oder als Unterströmung oder so was ganz stark mitschwingt.
00:08:56: Es stimmt, dass beide ganz unterschiedliche Lebensrealitäten haben.
00:09:00: Das hat natürlich einen Einfluss darauf, wie sie dann auch umgehen mit ihrer Sexualität.
00:09:05: Einmal unabhängig davon, dass ja Seko selbst auch in Berlin und in Deutschland von Queerfeindlichkeit betroffen sein kann und betroffen ist, so wie viele andere auch.
00:09:15: Also das Idealbild entspricht ja nicht immer der Realität.
00:09:17: Wir haben das Problem ja weiterhin auch in Deutschland.
00:09:20: Ist es natürlich ein anderer Zusammenhang für ihn, sich hier zu bewegen, auch in seiner Sexualität, sagen wir jetzt in Berlin im Vergleich zu diesem Ort im Südosten der Türkei, was jetzt in dem Fall Adana ist?
00:09:32: Das hat sicherlich einen Einfluss darauf.
00:09:34: Was ich aber auch spannend finde, ist, dass die Beziehung zu denen ja auch eine große Frage aufwirft, nämlich, wie benennen wir eigentlich das, was passiert zwischen Menschen?
00:09:44: Ich hatte sehr früh entschieden, als ich diesen Roman geschrieben habe, dass ich keine Coming-out-Geschichte schreiben möchte.
00:09:49: Das ist für manchen ein sehr beliebtes Genre und ich kann auch die Faszination verstehen und ich lese sehr gerne auch Bücher, in denen so dieses Problemfeld beschrieben wird, aber ich wollte etwas anderes machen mit dieser Geschichte.
00:10:01: Und wir lernen ja Seko kennen als einen Protagonisten, der nicht hineinsteigt in seine Geschichte mit diesem Schmerz.
00:10:08: Oh, ich bin schwul, die Leute akzeptieren mich nicht.
00:10:11: Ich muss mich befreien und emanzipieren und ich werde unterdrückt von Kultur, Religion, Gesellschaft und so weiter.
00:10:17: Hier ist mein Coming-out als Akt der Selbstbefreiung und Emanzipation.
00:10:22: Das hat Seko ja nicht.
00:10:24: Das heißt, er lebt ganz anders und er navigiert ganz anders durch dieses Feld.
00:10:29: Und das führt natürlich auch zu Reibungen, wenn wir das vergleichen mit anderen Lebensentwürfen.
00:10:36: Die Frage, ob Hassan schwul ist oder nicht, die stellt sich ja im Grunde gar nicht.
00:10:41: Seko selbst stellt sich die Frage auch nicht, ist Hassan schwul oder nicht.
00:10:45: Sondern er stellt fest, die verbindet etwas.
00:10:47: Es kommt auch zu einem zu zärtlichen Austausch zwischen denen, zu Annäherungsversuchen, Dinge, die passieren, die wir als Leserin und Leser beobachten und versuchen, einzuordnen und zu verstehen.
00:10:58: Aber ich würde sagen, außerhalb dessen, was wir vielleicht bezeichnen würden als, sagen wir mal, schwule Sexualität oder so.
00:11:05: würde davon ausgehen, Hassan würde sich niemals schwulnennen, niemals, sondern er würde das Thema vielleicht auch gar nicht ansprechen oder sowas, sondern es ist einfach so, ist es so ein bisschen fluid, es passiert einfach, aber es wird in der Form gar nicht ausgesprochen, es wird auch gar nicht thematisiert, sondern wir befinden uns eigentlich mitten in dieser Realität, wo Männer sich einander annähern und dann eben auch intim werden können miteinander, jenseits dessen, wie sie das vielleicht für sich oder für andere konzeptionalisieren würden.
00:11:35: Viel davon findet eigentlich den ganzen Roman lang nur in Sekus Kopfstadt.
00:11:39: Also viel ist Fantasie und Erinnerung.
00:11:42: In der Erinnerung ist auch komplett seine Familie eingebettet.
00:11:45: Also da haben wir eigentlich keine Szenen, die wirklich auf einer Gegenwahlsebene passieren, sondern erinnert sich an die Besuche bei seinen Großeltern, an die Begegnung mit seinem Vater, was das Aufwachsen so geprägt hat.
00:11:58: Die einzige Figur, die tatsächlich in so einer Gegenwartsebene mit ihm noch interagiert und die sehr wichtig ist, über die wir noch gar nicht geredet haben, ist seine beste Freundin, Porri.
00:12:07: Was verbindet die beiden denn und wer ist sie für ihn?
00:12:11: Porri ist eine sehr, sehr zentrale Figur in dem Roman.
00:12:14: Die Geschichte, die wird ja angekündigt als eine Liebesgeschichte und sehr schnell wird ja auch Hassan angekündigt, aber es wird... glaube ich auch deutlich, dass diese Liebesgeschichte im Roman auch auf verschiedenen Wegen erzählt werden kann.
00:12:28: Ich würde sagen, dass auch die Freundschaft, die Seko und Pari zueinander haben, dass das auch eine Form der Liebesgeschichte ist.
00:12:36: Und Seko erinnert, wie die zwei sich kennengelernt haben im Studium.
00:12:39: Es ist so eine Art fast schon magische Begegnung, die er da rekonstruiert, weil er im Pari direkt auffällt in der Mensa.
00:12:46: Sie fragt ihn, welcher Wochentag heute ist und das verwirrt ihn, die kennen sich noch nicht.
00:12:51: Das ist Montag und wundert sich, warum sie das nicht weiß.
00:12:54: Montag gibt es Linsensuppe in der Mensa und sie ist Linsensuppe und sie weiß nicht, welcher Wochentag heute ist.
00:13:00: Dann sagt sie Montag, Eierzeit für meine Medikamente.
00:13:03: und dann zieht sie aus ihrer Handtasche so eine Medikamentendose heraus, die nach Wochentagen strukturiert ist und aus dem Fach Montag zieht sie dann eine bestimmte Nuss heraus.
00:13:15: Und das beeindruckt Seko, weil er denkt, wie kommt es dazu, dass jetzt ein Mensch aus dieser Medikamentenschacht, die jetzt Nüsse rauszieht und er ist ganz beeindruckt davon und fragt, okay, sind denn alle irgendwie mit der gleichen Nuss gefüllt?
00:13:29: und sie sagt, nee, das ist mein Lieblingsnuss und Montag ist mein Lieblingstag.
00:13:32: und er sagt.
00:13:33: Er würde da ganz anders die Nüsse und die Wochentage zueinander verteilen.
00:13:37: Und dann sehen die sich später wieder ein paar Tage später.
00:13:41: Sie fragt ihn, welcher Wochentag ist heute.
00:13:44: Und es ist Freitag.
00:13:45: Und Freitag ist sein Lieblingstag.
00:13:47: Und seine Lieblingsnuss ist Pistazi.
00:13:49: Und die hat Paris bereits vorbereitet für ihn.
00:13:51: Und sagt, sie ist neugierig, wie Seko zu anderen Nüssen steht.
00:13:56: Und er hat dann die Aufgabe dieser Medikamenten.
00:14:00: diese Schachtel zu füllen mit seinen Nüssen, mit Nüssen, die er mag, mit Nüssen, die er nicht mag.
00:14:05: Und die erste Begegnung, die die zwei hatten, war eben eine solche, fast schon magische Begegnung.
00:14:12: Und die ist sinnbildlich, glaube ich, für die Beziehung, die die zwei zueinander haben.
00:14:16: Seko wird begleitet durch Paris in seinem Liebesleben, in seinem Alltagsleben.
00:14:23: Die sehen sich sehr, sehr oft, die tauschen sich viel auch darüber aus, was es heißt, Männer zu daten.
00:14:28: Und dann gibt es aber auch Momente, in denen Konflikte deutlich werden zwischen den beiden, weil die eben auch nicht das identische Leben irgendwie führen, weil sie unterschiedliche Zugänge haben zum Leben, auch zum Begehren, auch zu Männern, zur Frage der Beziehungen und so weiter.
00:14:43: Und trotzdem ist diese Freundschaft stark genug, das alles zu halten.
00:14:47: Und Paris ist eine sehr, sehr wichtige Figur in dem Roman, weil sie in gewisser Weise Seko ja auch herausfordert, so in seiner Weltwahrnehmung.
00:14:58: Ohne Paris würde diese Geschichte auch gar nicht funktionieren.
00:15:02: Das heißt, sie ist genauso im Grunde eine Protagonistin dieser Welt wie Seko auch.
00:15:09: Sie haben völlig recht, das ist auch eine Liebesgeschichte.
00:15:12: Also es ist eine bezaubernde erste Szene, in der sich die beiden kennenlernen und die Vertrautheit der beiden und die Art, wie sie einander dann ernst nehmen und nicht ernst nehmen und wie sie einander dann foppen und herausfordern, die ist eine ganz, ganz schöne Spur in dem Buch.
00:15:32: Man liest sehr viel mehr darüber, was Purée für Seko ist als umgekehrt.
00:15:38: Haben Sie sich das umgekehrt auch gefragt?
00:15:40: Fragt man sich das bei der Figurenentwicklung?
00:15:43: Was er für Sie ist oder eigentlich wäre, auch wenn es dann unerzählt bleibt im Roman?
00:15:50: Ja, das ist eine gute Frage, weil ich habe mich ja entschieden, diese Geschichte aus der Perspektive Sekos zu erzählen.
00:15:56: Wir befinden uns so in seiner Wahrnehmungswelt.
00:15:59: Deswegen habe ich ja beschrieben, wie ja auch Adana oder Hassan Projektionsflächen sind.
00:16:04: Im Grunde ist ja auch Paré so eine Figur, die eben entworfen wird aus dem Erzählen von Seco selbst.
00:16:11: Ich habe mich oft gefragt, während ich diese Geschichte geschrieben habe, wie Paré auf Seco blickt und spätestens in der Szene, in denen die zwei am Hermannplatz zusammen mit McDonalds sitzen.
00:16:24: wurde für mich deutlich, wie stark die Stimme Paris eigentlich da drinnen ist, weil es zu so einem richtigen Schlagabtausch zwischen den beiden auch kommt.
00:16:34: fast schon einem Streit, wo es quasi auch um die Frage der Männlichkeit geht oder die Erfahrungen, die beide jeweils gemacht haben mit Männern.
00:16:42: War mir zu einem gewissen Grad nicht sicher, wie Pariseko selbst sieht, ob sie Seko sieht, wie es für ihn wichtig wäre, gesehen zu werden.
00:16:50: Das ist ja ein Vorwurf, den Seko ja auch macht.
00:16:53: Also wird er eigentlich in der Komplexität seiner Biografie Erkannt von Paris oder sieht sie in ihm einfach nur so einen Typen.
00:17:01: Es ist ja sein Vorwurf quasi.
00:17:03: Und er sagt, er wirft er ja quasi vor, nicht zu wissen, was es heißt, als Mann Männer zu lieben.
00:17:11: Also schwul zu sein und muslimisch zu sein und sein Leben da drin irgendwie zu finden.
00:17:16: Und da deutet sich dann schon an, wie schwierig das sein kann.
00:17:20: Auch eine Freundschaft zu führen, die ... die so was tragen kann, wo Menschen auch wirklich unterschiedlich sind und so ihre jeweiligen Baustellen, ihre Konflikte haben oder auch ihre eigenen Dämonen, die sie irgendwie jagen.
00:17:35: Aber das Tolle ist in diesem Moment, in diesem Konflikt in McDonalds, dass sie beide auch für ihre Freundschaft kämpfen.
00:17:44: Also, das gibt Reibung.
00:17:47: Und gleichzeitig merkt man, wie wichtig den beiden das ist.
00:17:50: Und es gibt einen Detail, das muss ich gerade noch miterzählen, bevor wir nicht mehr drauf zu sprechen kommen.
00:17:54: Und dann ist es für unsere Hörerinnen und Hörer verloren.
00:17:58: Die beiden haben ein Break-up-Konto eingerichtet.
00:18:01: Ich weiß nicht, vielleicht weiß die ganze Welt, dass es sowas gibt oder hat die Idee auch nur, ich kenn sie noch nicht, aber ich fand sie irregut.
00:18:09: Also, Leute befreunden sich, werden vielleicht ein paar oder vielleicht auch nur beste Freunde oder so und zahlen gleichzeitig Monat für Monat, einen kleinen Betrag, ich weiß nicht, was denn, zehn, zwanzig Euro irgendwas sind das, auf ein gemeinsames Konto ein.
00:18:23: Und wenn die Freundschaft in die Brüche geht, dann kriegt derjenige oder diejenige, die das nicht verschuldet, kriegt dann Zugriff auf das Konto.
00:18:31: Die bedienen sich da auch immer mal vorher schon in besonderen Gelegenheiten ran und werfen sich das dann gegenseitig vor.
00:18:38: Aber das finde ich so cool, diese Idee.
00:18:41: Musste ich gerade nur noch mal beim Namen genannt haben.
00:18:44: Ja, ich finde das auch ein spannender Aspekt in der Freundschaft zwischen den beiden.
00:18:49: Ich habe keine Freundschaft, wo es so ein Breakup-Konto gibt und würde gerne wissen, wie sich das dann jeweils entwickeln würde, weil die Frage steht ja im Raum auch für beide, was ist eigentlich Verrat?
00:19:00: Also wann ist eine Freundschaft kaputt gegangen oder wann hat jemand wie ein anderes betrogen?
00:19:05: um sich dann das gesamte Geld irgendwie zu schnappen.
00:19:08: Es ist im Grunde eher so eine Art Witz, die die zwei miteinander führen und dann, wie Sie gesagt haben, dann jeweils in bestimmten Situationen dann zurückgreifen auf das Geld, weil Sie meinen, die andere Person hat irgendwas verschuldet oder daneben gemacht.
00:19:22: Ich würde an der Stelle noch ergänzen, dass es für mich ... dieses sich vorher schon dran bedienen, immer dann mit so einem kleinen Hinweis.
00:19:28: Na ja, du hast ja hier gerade das gesagt, deshalb durfte ich jetzt schon mal drauf zugreifen.
00:19:31: Auch irgendwie so eine Vertrauensbezeugung ist für die Konstellation dieses Freundschaftspars.
00:19:38: Also, dass man weiß, man hat eh nicht den großen Knall am Ende.
00:19:40: Also, dass dieses sich vorher schon mal daraus Geld nehmen ist.
00:19:43: Und wir brauchen gar nicht den großen Goldtopf hier, weil wir wissen, wir werden irgendwann so groß ... Mist bauen, dass wir uns hier völlig überwerfen, sondern das ist irgendwie so... Für mich waren diese kleinen Gesten, dass ich bediene mich hier schon mal und ich kaufe ja immer für den anderen etwas damit mit diesem Geld.
00:20:01: So ein Vertrauensbeweis in die Freundschaft einfach.
00:20:03: Genau.
00:20:03: Das war sehr hübsch.
00:20:05: Und es zeigt etwas, was wir in den so ernsten und getragenen, gediegenen Gesprächen hier im BücherPodcast der FAZ manchmal ein bisschen zu erwähnen vergessen.
00:20:15: Wie witzig das Buch nämlich auch ist.
00:20:18: Was für ein Schwung das hat.
00:20:20: Das freut mich.
00:20:21: Das war mir wichtig, dass es auch wirklich eine Geschichte ist, die nicht einfach nur zerschmilzt in einer Tragik oder Verzweiflung oder so was, sondern es ist wirklich auch ein humorvolles Buch, wo Seko, aber auch eben Paris im Grunde auch einen wird es nach dem anderen reißen und wieder einen Eindruck dafür bekommen, auch mit welchem Versuch der Leichtigkeit, die sich eigentlich durch diese Herausforderungen finden.
00:20:43: Ja.
00:20:44: Und das trägt uns Leserinnen und Leser durch das Buch.
00:20:48: Und es trägt uns auch so an Figuren vorbei wie einer Therapeutin, die für mich so ein bisschen überraschend immer wieder in den Buch auftaucht.
00:20:56: Dann geht es mal und dann ein anderes Mal um Sitzungen bei der Therapeutin, um das, was Seko ihr sagt oder was sie dann antwortet.
00:21:05: Wofür brauchen wir die Therapeutin in diesem Buch?
00:21:08: Wofür brauchen wir das Wissen, dass sich Seko in einer Psychotherapie befindet?
00:21:13: oder in psychotherapeutischer Beratung.
00:21:16: Spannend wird es ja gerade in dem Moment, wo wir feststellen als Leserin und Leser, dass Seko der Therapeutin bestimmte Dinge nicht erzählt.
00:21:25: Wir verfolgen ja nicht nur Sitzungen, in denen es dann zu bestimmten Themenbesprechungen oder sowas kommt, sondern es gibt einen Kapitel, das heißt, was ich meiner Therapeutin niemals sagen werde.
00:21:37: Und dann listet ja Seko alles auf, was er Wer weiß, sich entweder nicht traut ihr zu sagen oder ihr aus vielleicht auch politischen Gründen oder so nicht sagen will.
00:21:49: Ich habe den Eindruck, er ist noch am Anfang dieser Therapie und da geht es um eine Annäherung.
00:21:54: Ich wollte das thematisieren in dem Roman, was es eigentlich heißt, einem Menschen, den man gar nicht kennt, so viel von einem zu offenbaren.
00:22:02: Der geht dort hin in dieser Sitzung.
00:22:04: und muss er vertrauen, irgendwie entwickeln, aufbauen für die Person, macht sich dann nackig von der Person, über die er selbst gar nichts weiß.
00:22:13: Und es gibt ja auch das Problem, ich kenne das von sehr vielen migrantisierten, auch muslimischen, queeren Menschen, wenn man sich befindet in so einer Therapie, die Person gegenüber, die hat ja auch bestimmte Bilder darüber, wer vor einem sitzt oder bestimmte Erwartungen oder sowas.
00:22:29: Und ich glaube, da ist Seko einfach noch ein bisschen vorsichtig, er muss noch ein bisschen verstehen.
00:22:33: kann dieser Therapeuten ihn sehen, so wie er ist oder so wie er gesehen werden will?
00:22:38: oder sieht sie ihm jetzt als den Moslem oder den Schwulen oder den Ausländer oder was auch immer und erhält da so ein?
00:22:47: in gewisser Weise versucht er auch die Kontrolle über seine Geschichte zu bekommen dadurch indem er dann selbst entscheidet was wird er teilen was wird er nicht teilen?
00:22:55: und offenbar kommt es dazu dass er hassan kein einziges mal in dieser Therapie thematisiert Und das ist verwunderlich, weil wir ja in der ganzen Geschichte durchgetragen werden, durch seine Monologen, durch seine Gedanken und durch dieses Zehlen, dann und dann würde ich Hassan wiedersehen.
00:23:12: Und er versucht sich an etwas zu erinnern, was passiert ist in den letzten Sommerferien, als die sich gesehen haben.
00:23:18: Und da gibt es diese Reibung, die diese Therapie selbst wahrscheinlich noch gar nicht tragen kann.
00:23:25: Und das war für mich einfach spannend mit einer Therapeutenfigur zu arbeiten, die ja selbst auch wie so eine Art Geist irgendwie in diesem Raum schwebt.
00:23:34: Man weiß nicht genau, wer ist das oder welche Rolle übernimmt die Person.
00:23:38: Und es kommt zu diesem Mann drin.
00:23:40: Ja, meine Therapeuten sagt, ich bin genug und ich bin wertvoll.
00:23:43: Und dann versucht Seko das zu wiederholen und das, was er lernt, in der Therapie zu übertragen, in seinem Leben.
00:23:50: Und dann das zu wiederholen, das zu wiederholen, hintereinander, hintereinander, bis er es fast geglaubt hätte.
00:23:56: dass er wirklich genug ist und wertvoll ist.
00:23:59: Und ich glaube, das Thema Mental Health ist ein sehr, sehr großes.
00:24:04: Und es war mir irgendwie wichtig, das mit aufzugreifen, weil selbst wenn Seko, ich würde sagen, sehr selbstbewusst umgeht mit seiner Sexualität, ein sehr selbstbewusster junger Mann ist, er natürlich auch so seine Rucksäcke hat, die ihm das Leben irgendwie schwer machen, die er da trägt und so was.
00:24:22: Und es geht um diese Gleichzeitigkeit im Grunde.
00:24:25: Dafür steht eine Therapie um die Gleichzeitigkeit.
00:24:28: Wie wundervoll und schön eben dieses Leben sein kann, durch das man sich bewegt und wie schwer und schrecklich und belastend das Gleichzeitig sein kann.
00:24:36: Ein so komplementär Stück zur Therapie sind die Grinder suchen und Sitzungen, die er durchführt in dieser Dating-App.
00:24:44: Denn da macht er sich sozusagen gleichzeitig ebenfalls nackig, wie Sie gerade gesagt haben, nur eben nicht.
00:24:52: nicht psychisch, sondern eher physisch, sehr deutlich.
00:24:55: Da machen sich alle natürlich sehr nackt.
00:24:59: Und man hat ein ganz seltsames Bild von plötzlicher Intimität, ohne wirklich zu wissen, was für Menschen dahinter stecken, obwohl es diese Steckbriefe gibt und sehr viele von diesen Steckbriefen im Buch auch einfach aufgelistet werden, damit Bewertungen.
00:25:12: Für ihn ist es so ein bisschen ein Suchtmittel, sowohl die Therapeuten als auch Pari argumentieren eigentlich dagegen, dass er diese App immer wieder benutzt.
00:25:20: Was sucht er?
00:25:22: Und wovon lenkt er sich vielleicht sogar ab damit?
00:25:25: Ja, ja, das ist ein sehr, sehr guter Punkt, weil Paré das ja auch feststellt, weil er das ja auch immer wieder beklagt und sie ihm dann auch sagt, dass er vielleicht zu weich ist oder zu schwach ist für dieses Grinder-Ding.
00:25:38: Und trotzdem kommt Sekou da nicht los.
00:25:41: Es gibt einfach so eine Art Sehnsucht, die er versucht zu stillen.
00:25:45: Und bei jedem Date, das er hat, und auch selbst wenn er es genießt, ist diese Hassernfigur permanent in seinem Kopf.
00:25:53: Das heißt, er projiziert ihn auf diese Leute, die er sieht.
00:25:56: Er vergleicht dann, er sagt dann, das und das hat er von dir oder trotzdem ist er nicht wie du.
00:26:04: Und das war einfach ein Versuch zu zeigen, dass selbst in den Momenten, wo du so körperlich nah bist, an jemandem, du doch so fern sein kannst, weil du dich eigentlich ganz woanders gerade befindest.
00:26:17: Und sehr wichtig ist dieser Aspekt der Anonymität und dieser gleichzeitigen körperlichen Nähe, in der er versucht, sich zu halten.
00:26:26: Das ist ja das Irrwitzig im Grunde daran.
00:26:28: Das wollte ich zeigen durch solche Profilbilder im Grunde.
00:26:34: Dass ja Seko durch diese App scrollt und dann ... zählt und auflistet alles, was er weiß über die Personen, Körpergrößen, Körpergewicht.
00:26:44: deren Fables, auf was sie stehen.
00:26:47: Man kann ja auch oft die Entfernung sehen, wie weit entfernt der Nutzer ist, ob das jetzt zwei Kilometer sind oder oder zweihundert Kilometer sind.
00:26:55: Und da fügen sich so ein paar Informationen auch zusammen, die zum Teil sehr sehr persönlich und intim sein können.
00:27:02: Und gleichzeitig weiß man eigentlich gar nichts über die andere Person.
00:27:05: Und so ist es ja tatsächlich auch im wirklichen Dating ganz oft über über Grinder, dass man Menschen trifft, deren Namen man gar nicht kennt und oft auch gar nicht weiß, wie leben die oder wie alt sind die oder was machen die beruflich oder sowas.
00:27:19: Dann schreibt man kurz miteinander, tauscht man sich aus und das verfolgen wir ja auch als Leserinnen mit dieses Austauschen auch von Bildern beispielsweise.
00:27:28: Die Seko dann beschreibt seine Bilder, die Bilder, die er von anderen bekommt.
00:27:32: Es ist so eine Art Marktsituation tatsächlich.
00:27:35: Da wird ja die Sexualität oder der Körper reduziert auf so eine Art Menüpunkt, als würde man sich jetzt in einem Restaurant befinden und man guckt so, was ist so das Angebot.
00:27:45: Und was muss ich dafür bezahlen?
00:27:47: Und da bezahlst du quasi mit dir selbst als Gegenwert und musst dich selbst auch verkaufen.
00:27:53: Und musst attraktiv sein für einen anderen Menschen.
00:27:56: Und das ist eine enorme Belastung an dieser Vermarktungsdruck, der auch eben nicht nur in so sozialen Medien wie Instagram oder so was stattfindet, sondern auch auf den Dating-Apps stattfindet.
00:28:08: Und daran zergeht Seko im Grunde.
00:28:12: Da auch abgelehnt zu werden, aber gleichzeitig lehnt er ja selbst auch andere, ab die ihm vielleicht gar nicht gefallen.
00:28:18: Wir sehen ja seinen Swiping-Verhalten auch.
00:28:20: Und dann gibt es aber diese Momente, sehr viele sogar, in denen er andere trifft und das dann sehr detailgetreu, sehr nahe.
00:28:29: minutiös fast schon erzählt wird, wie sich eben diese Körper einander nähern, was sie tun miteinander und was dann aber auch nach dem Sex passieren kann.
00:28:38: Und das war wichtig für mich zu zeigen, dass aus dieser Anonymität heraus eine unglaubliche Nähe zwischen Menschen entstehen kann, also nicht in jedem Fall, aber sie kann entstehen, wo zwei Männer nackt nebeneinander oder übereinander liegen im Bett, sich nicht wirklich kennen und dann öffnen wir sich plötzlich einander, plötzlich fallen irgendwie Masken.
00:28:58: Und Menschen, die sonst vielleicht außerhalb sich nicht so leicht öffnen können, weil sie den starken Mann irgendwie spielen, da in der Situation, wo sie wirklich nackig vor jemand anderem stehen und die heißesten oder schmutzigsten Dinge miteinander gemacht haben, dann wirklich zu erzählen von ihrem Schmerz oder von ihrem Leben oder von ihrem Alltag oder sowas, sich dann wieder zu verabschieden und sich wahrscheinlich nie wieder zu sehen.
00:29:24: Vielleicht nimmt das auch so ein bisschen den Druck.
00:29:27: Ich habe mich gefragt, was meint Puri?
00:29:30: wenn sie sagt, er sei Seko sei zu weich dafür.
00:29:35: Ist es diese Marktsituation, die sie beschrieben haben?
00:29:38: Oder ist es der Umstand, dass Seko etwas sucht, was er dort auf keinen Fall finden kann, abgesehen davon, dass er Ablenkungen von seinen Gedanken, die immer um Hassanenkreisen sucht?
00:29:52: Wahrscheinlich ist es beides.
00:29:54: Es ist wahrscheinlich einerseits der Gedanke, dass Seku, dieser harte Haut vielleicht fehlt, dass Dinge einfach leichter abprallen können von einem und weil er sich die Dinge sehr, sehr zu Herzen nimmt, wenn etwas nicht funktioniert oder wenn ein Date nicht so war gelaufen ist, wie er es wollte und er so diese Verzweiflung auch beschreibt, zu verschwinden eigentlich in diesem Begehren zu anderen Männern.
00:30:22: Den Eindruck hat je länger er sich befasst mit einem anderen Mann oder ihn sieht, dass er selbst irgendwie verschwindelt und er nicht mehr er selbst irgendwie ist oder sich selbst nicht mehr sehen kann, vielleicht vor lauter Männlichkeit anderer.
00:30:37: Es ist ja auch so eine Art Männlichkeitskampf oder Konkurrenzen, die sich da im Grunde einander aufeinander beziehen.
00:30:44: und das andere, das dass Porri wahrscheinlich meint, mit dem Weich sein ist, dass Seko vielleicht auch etwas anderes sucht.
00:30:51: Im Grunde sucht er diese Erfüllung einer bedingungslosen und romantischen Liebe, die er mit Hassern im Grunde haben will.
00:31:01: Und ja, ich glaube, das ist so ein Versuch von Porri, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er eigentlich weiß, was er sucht, aber er kommt nicht dorthin.
00:31:10: Gleichzeitig, das fand ich auch ganz hübsch gegenübergestellt, gibt es dann mal ein Date, ein Date ist, also so ein klassisches Treffen in einem Café oder einem Restaurant, glaube ich.
00:31:20: Und man merkt, wie unfassbar Schüchtern-Sekko auch ist.
00:31:24: Also, dass er diese ja sonst eine sehr, sehr selbstbewusste Haltung hat bei diesem ganzen Swipen und sofort weiß, was er will und was er nicht will.
00:31:32: Und dann aber, wenn er jemand tatsächlich physisch gegenüber sitzt, kaum ein Wort rauskriegt und dann gar nicht weiß, soll ich den jetzt küssen oder soll ich den jetzt nicht küssen.
00:31:39: Also was man natürlich auch kennt von diesen Situationen mit, welche Zeichen liest man jetzt richtig und welche nicht?
00:31:44: und darf man jetzt oder nicht, aber dann auch nicht kommunizieren kann in dem Moment.
00:31:49: Ich fand den Gegensatz auch sehr schön, dass man auf Social Media eine ganz andere Seite auslebt, als man dann im realen Leben sich unter anderem Traut unter Umständen oder Trauen würde, mit Menschen so umzugehen.
00:32:01: Ja, das ist ein sehr, sehr gutes Kontrastbild, weil es auch um noch etwas anderes geht, nämlich das Seko.
00:32:08: Sehr, sehr genau weiß, wie ein Grinder-Date zum Beispiel funktioniert, wenn es darauf hinausläuft, einander zu Hause direkt zu besuchen, weil man miteinander schlafen möchte.
00:32:17: Ja, ich würde sagen, da beherrscht er die Choreografie ziemlich gut.
00:32:20: Nicht nur jetzt die digitale Choreografie, bis es zu diesem Date kommt, sondern auch, wenn die sich dann... tatsächlich begegnen.
00:32:28: Wir lesen ja auch mit, wie die Gespräche ablaufen oder auch, wie er jemanden wegschickt, weil er sagt, jetzt hat er was anderes zu tun oder sowas.
00:32:36: Da ist er gar nicht so schüchtern, aber er ist tatsächlich schüchtern, wenn sich die Zärtlichkeit, die mannmännliche Zärtlichkeit auf einen ganz anderen Ort bezieht, wenn die sich jetzt mal treffen auf der Straße, im Café, im Restaurant oder sowas.
00:32:50: Weil dann ist es ja eine ganz andere Gegebenheit.
00:32:53: Und dann beschreibt Seko auch dieses Problem, dass er sagt, Er weiß gar nicht, wie das funktioniert.
00:32:59: und das wirkt auf den ersten Blick so abstos, weil man denkt... Wir haben doch gerade gelesen im ganzen Buch, wie oft du Männer geküsst hast oder mit denen geschlafen hast oder wie explizit du auch sein kannst in deinem Liebesleben.
00:33:12: Wo ist eigentlich gerade das Problem?
00:33:15: Und Seko will dadurch zeigen, dass es weiterhin natürlich einen großen Unterschied macht, ob man sich in dieser Gesellschaft bewegt als heterosexueller Mensch oder ob man sich bewegt als queerer Mensch, auch in der Frage, wie man einander nach einem Date fragt, aber auch wieder öffentliche Raub funktioniert für einen.
00:33:33: Ich merke das ja auch an mir.
00:33:35: Also man muss ja immer wieder auch den Raum lesen und sich fragen, kann ich hier die gleiche Zärtlichkeit ausdrücken, wie woanders?
00:33:43: Ein Wohnzimmer oder ein Schlafzimmer ist sehr, sehr sicher für einen.
00:33:46: Das ist zum Beispiel bei dir zu Hause, da gibt es keine andere Person.
00:33:49: Aber wenn du dich im Café befindest oder wenn du dich auf der Straße befindest, die Hand eines anderen Mannes zu halten oder die Wange eines anderen Mannes zu küssen oder geschweige denn, ihn auf die Lippen zu küssen, das ist schon mal eine ganz andere Situation.
00:34:02: Und dann, wenn man sich in der U-Bahn zum Beispiel befindet oder in einem Zug befindet, man lebt natürlich auch weiterhin auch in Berlin mit der Angst und mit der Sorge, weil man nicht weiß, was passieren könnte, weil es diese querfeindlichen Angriffe und Übergriffe... tatsächlich gibt und die sind gar nicht so selten.
00:34:20: Und das macht Druck, weil man auch nicht weiß, die Person, die einem gegenübersteht.
00:34:24: Man weiß ganz oft nicht, wie lebt die Person eigentlich ihre Sexualität aus.
00:34:29: Es gibt ja weiterhin auch Menschen, die sehr diskret sind oder diskret sein wollen.
00:34:32: Andere, die keine Affection im öffentlichen Raum zeigen wollen.
00:34:37: Anderen eben, denen das... die sich nicht wohlfühlen, vielleicht auch aus Angst oder Unsicherheit oder sonst was.
00:34:42: Also es ist schwierig und er erzählt ja auch, was es heißt aufzuwachsen mit einem solchen Beginn, das einem nicht gezeigt wird in einer alltäglichen Normalität, wenn es zum Beispiel darum geht im Schulunterricht, wie Sexualkunde abläuft oder im Fernsehen oder in Kinderbüchern.
00:34:59: Mittlerweile hat sich da einiges getan, aber das wird ganz oft als so eine Art Sonderfall behandelt und beschrieben.
00:35:05: So, hier hat man dieses Add-on, wenn man möchte, Kann man sich das anschauen oder abdecken oder so, aber es ist keine normalisierte Struktur in der Gesellschaft.
00:35:13: Ist es nicht?
00:35:13: Nicht in Berlin, nicht in Deutschland.
00:35:17: Jetzt haben wir ganz viel über Seco gehört, über die Leute in seiner Umgebung, über sein Datingverhalten.
00:35:23: Wir wollen natürlich jetzt einmal kurz so ein bisschen ein Gefühl auch kriegen für die Sprache im Roman und hatten sie gebeten, eine Lesestelle rauszusuchen, die ist jetzt schon knapp in der Mitte des Romans, müssen unsere Hörerinnen und Hörer noch irgendetwas wissen, bevor wir zu der Stelle gleich kommen, die sie uns vorlesen.
00:35:40: Es ist eine Szene in der Ringbahn in Berlin und ich glaube deshalb auch eine gute Stelle, um zu zeigen, dass Diese Geschichte funktioniert auch durch Mobilität.
00:35:52: Also ich verstehe das Schreiben auch als so ein Aspekt auch der Mobilität.
00:35:55: Sie meinten ja auch zuvor, es ist nicht ganz klar, auch Wessengegenwart, das im Grunde ist oder Wessengegenwart, wie erzählt wird.
00:36:02: Im Grunde befinden wir uns in den Bewegungen von Seku die ganze Zeit.
00:36:06: Also Zeitbewegungen, örtliche Bewegungen, Gefühlsbewegungen.
00:36:10: Und hier befinden wir uns jetzt in der Ringbahn.
00:36:12: Er ist gerade unterwegs.
00:36:15: Ich sitze in der Ringbahn, gegenüberspreizt ein Mann.
00:36:18: die Beine Mittevierzig, ein blau-weiß gestreiftes Hemd, eine Badehose, weißes Ninkers, das Haar kurz und wellig, leicht gegelt.
00:36:26: Er liest ein Manuskript und korrigiert konzentriert Grammatik und Satzbau.
00:36:31: Er macht Notizen.
00:36:32: Die Haut ist leicht gebräunt, wenige Falten an den Augenrendern, große dunkle Augen, ein markantes Gesicht, die Ärmel bis zum Ellbogen gekrempelt, drei Tage barrt.
00:36:43: Kein Ehring am Finger.
00:36:45: Er ist schön, wie schön er ist.
00:36:47: Ich kann nicht aufhören, ihn anzusehen.
00:36:50: Vielleicht bin ich mehr bottermal zu verse frag ich mich und wünschte, er würde mich fressen.
00:36:55: Seine Beine streckt er aus.
00:36:57: Sie berühren fast meinen Fuß.
00:36:59: Dichtbar hart, wie seine Arme auch.
00:37:01: Das Haar haselnussbraun.
00:37:03: Ich will mich in seine Haut versinken.
00:37:06: Ich glaube, er probt vor einen Vortrag.
00:37:09: Er bewegt die Lippen und wedelt leicht mit den Armen.
00:37:12: Als würde er ein Argument bekräftigen wollen.
00:37:15: Um was es wohl geht, frage ich mich und wünschte, er würde mich fressen.
00:37:19: Ich schreibe Paria eine Nachricht.
00:37:22: Off the Record gegenüber in der Bahn sitzt mein Traummann.
00:37:25: Kann sein, dass ich ihm folge, wo auch immer er aussteigt.
00:37:27: Ich halte dich auf dem Laufenden.
00:37:29: Tamamade.
00:37:30: Schickfoto-Sweetie, schreibt Pari.
00:37:32: Ich antworte, LOL, nimmst du etwa heimlich Fotos von Menschen auf, die die gefallen?
00:37:37: Haha, ich will nicht abgeschoben werden.
00:37:40: Damit ich dich wiederfinden kann, Security reasons, antwortet sie und überzeugt mich.
00:37:46: Heimlich knipse ich ihn.
00:37:48: Ich fotografiere seine großen Waden in der Hoffnung, dass Porisi findet, wenn ich verschwinde.
00:37:53: Ich greife nach einer Packung Dinkelstange sesam in meiner Tasche.
00:37:58: Ich will ihm etwas anbieten.
00:37:59: Ich will sagen, hier, das hilft beim Konzentrieren.
00:38:03: Er würde sich eine Stange nehmen und sich bedanken.
00:38:06: Vielleicht würde er erzählen, was er da tut.
00:38:08: Vielleicht würde ich ihn fragen, was tun sie da?
00:38:11: Oder ich würde ihn duzen, was tust du da, würde ich sagen?
00:38:14: Dann würden wir lange sprechen.
00:38:15: Ich würde ihm vom Buch erzählen, das ich gerade lese.
00:38:19: Ich würde ihn fragen, welche Geschichte von Kafka ihn wachhält.
00:38:22: Ich würde ihm schöne Augen machen.
00:38:25: Fast bin ich bereit dazu.
00:38:27: Ich kräusele mir die Haare zurecht, ich forme sie zu süßen Löckchen.
00:38:31: Ist der Sitz noch frei?
00:38:33: fragt mich plötzlich eine junge Frau.
00:38:35: Sie trägt eine blaue Jeans und ein kurzes, sehr kurzes, armfreies Oberteil.
00:38:40: Die Haare sind zusammengebunden.
00:38:42: Ich nicke freundlich, bin es aber nicht.
00:38:45: Sie setzt sich neben mich, ihm direkt gegenüber.
00:38:48: Er heißt die Augen weit auf der Hund, als hätte er seine Beute gerade erst gefunden.
00:38:53: Ich schreibe Party.
00:38:55: Der Wixer ist ein ordinary Straight Dude.
00:38:57: Er glotzt die Titten der Tussi neben mir an, statt mich Game Over.
00:39:02: Also ich komme doch direkt zu dir.
00:39:04: Mitgebrochenem Herzen, aber ich komme.
00:39:06: Fast hätte ich dem Hundesohn meine Dinkelstange Sesam angeboten.
00:39:10: Er hat sie nicht verdient.
00:39:12: Ich reise die Packung auf.
00:39:14: Ich ziehe mir eine Dinkelstange heraus.
00:39:16: Ich schiebe sie in den Rachen.
00:39:18: Ich deepthrohte das Teil, während ich ihn von der Seite anblicke, mit einem Gesicht, das sagt, das hättest du sein können.
00:39:24: Dann beiße ich die Dinkelstange mit den Vorderzinnen ab.
00:39:28: Ich schaue ihm drohend in die Augen.
00:39:30: Es knistert und knattert.
00:39:32: Ich bilde mir eines in seine Knochen in meinem Gebiss und bin für einen Moment glücklich.
00:39:38: Ich fange alles mit den Augen auf.
00:39:40: Die bekritzelten Zettel auf dem Schoß, den Kaffeefleck am rechten Kragen, den ein Passagier kurz vorher verursacht hat, beim Vorbeigehen, beim Vorbeistolpern, beim Unruhestiften, beim Stören.
00:39:53: Ich würde auch gerne stören wie ein Kaffeefleck.
00:39:55: Ich fange alles mit den Augen auf.
00:39:58: Die Pigmentflecken an seinem Hals, Den Schweiß am Schürt unter den Achseln, ich ziehe ihn hinter die Pupillen dort, wo es dunkel ist für die Nacht im Bett, im Schlaf, im Ruhe finden, beim Ruhigsein, beim Verruhen und Einruhen.
00:40:12: Ich beiße in meine Dinkelstange und kauer langsam und lange und ich denke an Kafka, wie er fletschert.
00:40:20: Nach dreiunddreißig Minuten kaun, denke ich, das ist ein Mann wie jeder andere.
00:40:25: Er stöhnt, wenn er sich bemerkbar machen will.
00:40:28: Er übt seinen Vortrag und schüttelt den Kopf und er sagt etwas lauter, das ist doch Quatsch, damit es die anderen auch hören, damit die anderen hören, dass er ein Mann ist und dass er da ist und er gefällt sich, wenn er redet.
00:40:39: Und er schaut um sich, ob alle sehen, wie er sich gefällt und damit er ihnen gefällt und damit er sich gefallen macht.
00:40:45: und er ist ein Mann.
00:40:47: Er lehnt sich zurück, er streckt die Beine aus, auch wenn es kaum Platz gibt.
00:40:52: Und er spreizt die Schenkel, weil sein Mann seinen Platz braucht.
00:40:55: Und den Platz muss er den anderen nehmen, Mannsein heißt anderen den Platz zu nehmen, es heißt Platz eins zu fordern, die anderen auf ihren Platz zu verweisen, Platz zu sagen.
00:41:04: und sie machen Platz und sie winseln.
00:41:06: Platz, sagt er, und ich senke den Kopf und ich hebe die Pfötchen und ich rolle mich auf den Rücken und ich sage wuff wuff, hau hau und er gibt mir ein Leckerli.
00:41:16: Ich lebe von einem Leckerli zum nächsten und er gibt mir nur ein bisschen, damit ich hungrig bleibe.
00:41:23: Immer lebe ich hungrend vor mich hin und mache anderen Männern Platz.
00:41:27: In drei Tagen werde ich Hassan wiedersehen.
00:41:29: Werden, was du liebst, werden, was du begehrst, werden, was du haben willst.
00:41:34: Vielleicht geht es darum, frage ich mich.
00:41:36: Und Schweige und Bälle und Kaule und Rolle und Ghost und Lüge und Küße und Fliehe davon.
00:41:43: Paris sagt, du bist ein Suchender und ich hächle vor mich hin.
00:41:49: Vielen Dank, das war toll gelesen.
00:41:50: Vielen Dank.
00:41:51: Dankeschön.
00:41:52: Wir haben sie jetzt schon ein paar Mal gehört, die Formulierung.
00:41:54: Er ist ein Mann.
00:41:56: Das sagt der Protagonist immer wieder über jene, die er bewundert, die er begehrt, die er beobachtet.
00:42:03: Was heißt das genau?
00:42:05: Und was für ein Bild von Mann sein und Männlichkeit hat er von sich selber?
00:42:10: Das ist eine wichtige Szene, weil gleichzeitig lesen wir ja, dass aus der Stimme Sekos der ja selbst auch ein Mann ist.
00:42:17: Und da wird deutlich, dass Mann nicht gleich Mann ist und es Seko darum geht, wie bestimmte Männlichkeiten auch irgendwie zueinander stehen, wie die in Konkurrenz zueinander stehen.
00:42:29: Weil Männlichkeit ja nicht nur arbeitet in so einer Art Abgänzung oder Beziehung zum Weiblichen, sondern Männlichkeit reibt sich auch aneinander.
00:42:39: Männlichkeit, die sich erzeugt auch in Beziehung von Männern zueinander.
00:42:43: Wer ist mehr Mann als der andere Mann beispielsweise?
00:42:46: um dem anderen Mann zum Beispiel sein Mann sein abzusprechen.
00:42:50: Und so wächst ja Seko auch auf, in diesen gesellschaftlichen Erwartungsbildern ja ein Mann zu sein und so zu leben wie ein Mann zu leben hat und so aufzutreten.
00:43:00: Und gleichzeitig ist er ein Mann, der andere Männer begehrt und versucht sich darin zu finden, in seinen Begehren mit der Männlichkeit und in der Männlichkeit.
00:43:08: Und wir sehen, es ist diese Liebe und Hassbeziehung geht genau da drin eben zur Geltung kommt, angezogen, zu werden von etwas, das dich ganz oft auch abschreckt und dir Angst macht und du nicht genau weißt, wirst du zärtlich empfangen oder nicht.
00:43:26: Und es ist ja auch so, dass Seko in diesem Roman auf unterschiedliche Männer eingeht.
00:43:33: Hassan ist ja eine Männerfigur, aber es gibt ja auch den Großvater, Dede.
00:43:38: Und er ist genauso zentral in dieser Geschichte.
00:43:42: Er ist auch so eine Art Sehnsuchtsbild, weil es nicht nur darum geht, was kulturell oder sprachlich oder sowas ... sich in diesem Großvater wiederfindet, jetzt das arabische beispielsweise oder das muslimische oder so.
00:43:55: Es ist ja auch so eine familiäre Sehnsucht, die Seku damit auch zum Ausdruck bringt, wenn er sich an seinen Großvater erinnert, was die zwei miteinander verbindet.
00:44:03: oder der Großvater, der Friseur war und ihm die Haare immer geschnitten hat und ihm dann auch belehrt und ihm sagt, wie er zu sein hat und dass er nicht so ängstlich sein soll und dass er im Grunde ein Mann sein soll.
00:44:15: Und das Kapitel hat ja, wo es auch um den Großvater geht, nicht ohne Grund auch den Titel Dede issues.
00:44:22: Also Dede ist ja das türkische Wort für Großvater.
00:44:24: Also Großvater issues, weil es ja nicht nur um Dede issues geht, auf den eigenen Vater bezogen, sondern in dem Fall auf den Großvater bezogen.
00:44:33: Und ich würde sagen, es ist in diesem Roman wirklich so, dass verschiedene Männer auftauchen und Seko versucht, sich zu finden und seine Männlichkeit und seinen Begehren zu finden.
00:44:43: in dieser Aushandlung im Grunde zu diesen verschiedenen Männern.
00:44:48: Und da spielt dann natürlich Frustration auch eine große Rolle, nicht gesehen zu werden von denjenigen vielleicht, von denen er gesehen werden will.
00:44:57: Und auch zu sehen, dass es bestimmte Formen eben von Mann sein gibt, die ihm vielleicht auch ... die ihm keinen Platz einräumen oder die ihn zum Hund machen, die ihn degradieren.
00:45:07: Und dann kommt es aber auch eben zu dieser fetischisierten Sprache.
00:45:11: Also wir sehen, es ist so eine Art Doppelbild.
00:45:14: Also das, was kontrolliert oder das degradiert, kann gleichzeitig eben auch eine Instanz sein, die dich sexuell anspricht beispielsweise.
00:45:23: Oder er kanalisiert das auf eine bestimmte Weise durch so eine Art sexuelle Vorliebe auch.
00:45:29: Das war für mich als Leser des Buchs eine der ganz großen Überraschungen.
00:45:33: Also ich muss gestehen, ich hatte nicht gerechnet, aus Hundesohnen etwas über das Mann sein zu lernen oder über das, was aus männlicher Perspektive erst einmal selbstverständlich scheint.
00:45:43: Das wird aus weiblicher Perspektive in vielen Büchern in Frage gestellt und das ist eine große Bereicherung für mich, mein ganzes Leseleben lang.
00:45:51: Und jetzt wird es aus schwuler Perspektive in Frage gestellt und auch das ist Habe ich gemerkt, merke ich eine große Bereicherung.
00:45:59: Es gibt keine Bücher, die dich in der Lehre treffen.
00:46:03: Ich finde jetzt eine ganz schwierige Überleitung zu Kafka.
00:46:08: Denn zu männlich sein kann ich gar nicht so viel beitragen.
00:46:12: Fand die Perspektive auf jeden Fall auch interessant.
00:46:14: Na ja, der Überleitung ist ja diejenige, dass das ein Kafka-Verweis ist in Paris.
00:46:19: Es gibt ja keine Bücher, die dich ... in der Lehre treffen, weil sie ihm ja das Schloss wieder schenkt, weil er es verloren hatte.
00:46:26: Also es ist für mich gerade nur eingefallen, als Witziger Verweis im Grunde.
00:46:31: Ich habe ein anderes Zitat mir aufgeschrieben, wo er schreibt, Kafka besteht aus Literatur, ich aber bestehe aus Literatur und Lust und Liebe.
00:46:39: Wie Kafka klage ich über Einsamkeit, aber anders als ihm fehlt mir ein Max Brot.
00:46:43: Warum gerade Kafka?
00:46:45: Warum ist der ja ein Vorbild für Seko?
00:46:48: Oder mit Zugspunkten ganz enger?
00:46:50: Ja, ja, ich würde nicht unbedingt das Kafka als Vorbild bezeichnen dazu, aber er ist im Grunde wie so eine Art Geist, der auch schwirrt durch diesen Roman und immer wieder auftaucht und auch sehr körperlich im Grunde auftaucht.
00:47:04: Das kommt ja auch zu vergleichen in einem Schlagabtausch zwischen Paris und Seko, wo es um Kafka-Vergleicher eigentlich die ganze Zeit geht.
00:47:13: Kafka spielt für mich eine sehr, sehr große Rolle.
00:47:15: Ich habe die Lektüreerfahrung, die ich gesammelt habe in den letzten Jahren sehr stark auch in diesen Roman eingeschrieben.
00:47:21: Das hat viele verschiedene Gründe.
00:47:23: Ich selbst bin fasziniert, davon welche Besessenheiten Kafka selbst entwickelt hat in seinem Leben.
00:47:29: Zum Beispiel auch über das Schreiben, also in wie er selbst auch im Konflikt stand.
00:47:34: bestimmte familiäre oder gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen, so ein Alltagsleben zu führen, zu arbeiten, zu gehen, Menschen zu treffen und so weiter, aber eigentlich nur zu Hause sitzen zu wollen, um diese Geschichten zu schreiben, um auf Papierdinge zu formulieren und zu schreiben.
00:47:49: Also wir besessen er im Grunde vom Schreiben wahr und diesen Eindruck bekommen wir auch, wenn wir seine Tagebucheinträge lesen.
00:47:56: Das sind sozusagen auch Texte von Kafka, die mich extrem in den Band ziehen, um in diese Gefühlswelt von ihm auch einzutauchen, um ihn anders greifbar zu machen, wenn er zum Beispiel verzweifelt über Schlaflosigkeit auch klagt, aber auch, dass er seit so und so vielen Tagen nichts mehr geschrieben hat und was das mit ihm macht.
00:48:14: nicht schreiben zu können, aber dann sich wiederum zu finden in so einer Euphorie, in so einer riesigen literarischen Euphorie und dann eine Geschichte in einem Zug niedergeschrieben zu haben.
00:48:23: Und es gibt diese eine Stelle, da schreibt Kafka, dass er am Ende von das Urteil, als er den Decks fertig geschrieben hat, an eine Ejakulation denken musste.
00:48:33: Und ich musste sehr lachen in dem Moment, weil ich dachte, ja, Kafka denkt vielleicht an eine Ejakulation.
00:48:39: Ich Ejakuliere tatsächlich, dachte ich dann und habe diese Worte Seko ja in den Mund gelegt, der in seinen Kafka vergleichen.
00:48:48: Kafka besteht aus Literatur.
00:48:50: Das ist eine Abwandlung von einem Kafka-Zitat selbst.
00:48:54: Ich bestehe aus Literatur, sagt Kafka.
00:48:57: Und Seko sagt dann, er besteht eben aus Literatur, Lust und Liebe, weil es wirklich viel bei ihm auch um diese körperliche um auch in einer Form der körperlichen Besessenheit geht.
00:49:08: Und beide sind Suchende im Grunde.
00:49:10: Und diese Frage des Suchens und nicht finden können, ist ja ein großer Topos auch bei Kafka.
00:49:17: Und nicht ohne Grund beginne ich ja auch den Roman mit einem Kafka-Zitat aus das Schloss im Grunde auch mit einem Hundeverweis.
00:49:25: Und das hat mich sehr fasziniert, weil Als ich das vorher nicht auf dem Schirm hatte, als ich eben diese Geschichte schrieb, habe ich überall plötzlich Hunde gesehen, wie das eben so ist.
00:49:34: Wenn man sich auf eine Sache konzentriert, sieht man das überall.
00:49:37: Und plötzlich sah ich überall in Kafkaes Texten natürlich die Hunde.
00:49:42: Es gibt ja auch eine sehr bekannte Hundegeschichte.
00:49:44: Die Kafka geschrieben hat ja Nachforschungen eines Hundes, wo wir aus der Perspektive eines Hundes das Geschehen beobachten.
00:49:51: Und dann gibt es aber den Hund, der auftaucht.
00:49:54: auch als Schreckbild natürlich.
00:49:56: Es gibt ja diese Anekdote.
00:49:59: Kafka hat einen Freund, Jets Raghlövi, und sein Vater, Hermann Kafka, verachtet im Grunde Jets Raghlövi, der symbolisiert für ihn wahrscheinlich all das, was er selbst versucht hat, hinter sich zu lassen in seiner Anpassung auch an so ein bestimmtes deutsches Bürgertum.
00:50:17: Und dann sagt Hermann Kafka zu Franz Kafka, wer sich zu Hunden ins Bett legt, Wacht mit Wanzen auf.
00:50:25: Und das greife ich auf und lege Hermann Kafka's Wort ja in den Mund des Großvaters von Seko.
00:50:32: Es geht dann um die Frage, wer hat eigentlich Kafka gelesen und wer spricht wem eigentlich nach?
00:50:38: Und dann sagt Sekuja, trotzdem hat der Großvater sich geirrt.
00:50:42: Es waren keine Wanzen, es waren Filzläuse.
00:50:44: Immer waren es Filzläuse.
00:50:46: Und wir werden begleitet durch Krankheitsbilder.
00:50:48: Auch das ist ein großer Toppus bei Kafka.
00:50:51: Die Krankheit, die Angst vor der Krankheit, der Körper und auch die Angst vor dem Körper.
00:50:56: Und all das hat mich wirklich sehr begleitet in dieser Geschichte.
00:51:00: Deswegen würde ich sagen, Kafka ist nicht einfach eine Referenz in dieser Geschichte.
00:51:03: Da passiert etwas ganz anderes.
00:51:05: Die finden sich im Grunde in einer ganz bestimmten Komplizenschaft wieder, Seko und Kafka.
00:51:11: Sie arbeiten viel und sie arbeiten fast dichterisch mit diesem Bild des Hundes.
00:51:15: Also einerseits mit dem animalischen, andererseits mit dem... Domestizierten.
00:51:20: Seco sieht sich, davon hatten wir es schon immer wieder selbst als Hund.
00:51:23: In dem Buch gibt es zwei vorangestellte Zitate, das eine das von Kafka, das andere von Tuch Holzkies.
00:51:28: Es geht um Hunde, das Buch heißt Hunde Sohn.
00:51:31: Und sie drehen und wenden ein Bild oder mehrere Bildemöglichkeiten, wenn man so will, mehrere Möglichkeiten, Hund zu sehen oder etwas in Hunden zu sehen oder etwas als Hunde oder Hündisch zu sehen.
00:51:45: Wie groß was in Ihrem Buch ist, habe ich mich gefragt.
00:51:48: Ja, es ist sehr, sehr groß.
00:51:49: Im Grunde kommt es auch immer wieder zu dieser Auflösung.
00:51:51: Ich würde auch sagen, dass es auch ein... großes Kafka-Motiv natürlich auch.
00:51:56: Nicht nur in die Verwandlung, sondern auch in vielen anderen Texten, wo Tiere, Tierfiguren eine Rolle spielen, sei es ein Affe oder eine Maus.
00:52:05: Und das war für mich reizvoll und ist es auch immer wieder, auch wenn ich im Gedichte schreibe, da diese Grenzen aufzulösen und sich die Frage zu stellen, was lernen wir eigentlich über das Menschsein in dem Moment, wenn wir die Grenze des Menschseins auflösen.
00:52:22: und aufgehen in einer anderen Figur.
00:52:24: Und so kommt es dazu, dass Seko eigentlich permanent eben ... nicht nur ein Hundesohn ist, sondern auch sich wiederfindet in der Existenz eines Hundes.
00:52:34: Und das hat mich sehr fasziniert beim Schreiben.
00:52:37: Es kommt ja immer wieder auch zu diesen Stellen, wo auch tatsächliche Hunde auftauchen.
00:52:42: Es kommt ja auch zu einem Hundetod in der Geschichte, die nacherzählt wird.
00:52:47: Und die Großmutter, also Nenne, die Großmutter von Seko, die zu ihm sagt, die Hand, die dich streichelt, Die kann dich töten, niemand weiß das besser als ein Hund, der unter Männern lebt.
00:53:00: Und das war für mich ein großes Bild, so diese Existenz eines Hundes, der domestiziert ist, aus der Wildnis heraus sich wiederfindet im Haushalt eines Menschen.
00:53:11: Abhängig ist vom Menschen aber auch vielleicht versucht, da drinnen irgendwie zu überleben für sich und seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen, die Auflösung im Grunde auch von Zivilisation und von Natur in der Beziehung selbst vom Menschen zum Hund.
00:53:27: Also da habe ich lange darüber nachgedacht, was es eigentlich heißt, Hunde auch zu besitzen.
00:53:32: mit Hunden zu sprechen, selbst Hund zu sein.
00:53:36: und welche Sehnsucht entwickelt eigentlich der Hund selbst.
00:53:39: Es geht auch um die Blickposition eines Hundes, wenn wir uns einmal selbst knien würden.
00:53:44: Wie sehen wir eigentlich auf andere Menschen oder auf andere Männer?
00:53:47: Und wir sehen dieser Hundeblick, der realisiert sich ja immer wieder in diesem Roman auch, durch den Blick, den Seko selbst wiederfindet.
00:53:57: als Hund auf Knien im Grunde auch.
00:54:00: Aber auch im Sexualakt ist ja auch kein Zufall, dass auch da drin bestimmte Hundebegriffe auch wie Doggy Style oder sowas dann auch auftauchen.
00:54:09: Es geht auch um dieses animalische im Grunde.
00:54:11: Und es kommt zu ganz unterschiedlichen Formen der Verwandlungen in diesem Roman.
00:54:17: Sie haben gerade ihre Arbeit als Lyrica erwähnt vor drei Jahren.
00:54:25: Debüt als Dichter erschienen, Prinzenbad im Elefverlag.
00:54:28: Jetzt ist es ihr Romandebüt.
00:54:29: Ich musste daran denken, dass ein Schriftsteller hier aus Frankfurt, der unter Pseudonym auch Krimis schreibt, erzählt hat, wie sich diese beiden Arten des Schreibens unterscheiden.
00:54:41: Er würde sich sogar anders anziehen fürs Krimi-Schreiben, hat er erzählt.
00:54:44: Er würde sich auch für die Gartenarbeit anders anziehen.
00:54:48: Wie gehört für sie?
00:54:50: Dichtung und Erzählung zusammen?
00:54:52: und wie trennen Sie das oder trennen Sie das überhaupt?
00:54:55: Ich finde das witzig, weil wenn ich das versuchen würde, dann würde ich mich ja permanent umziehen müssen.
00:55:00: die ganze Zeit, jede Sekunde müsste ich mich ja hin und her umziehen.
00:55:04: Ich glaube, meine Methode wäre, alles gleichzeitig anzuziehen.
00:55:08: Ja, alles übereinander gleichzeitig anzuziehen.
00:55:11: Weil ich glaube nicht an diese getrennten Existenzen, die getrennten Identitäten, die getrennten Lebensbereiche oder so was.
00:55:19: Ich glaube, also jedenfalls für mich funktioniert das nicht.
00:55:22: Ich bin neugierig wie andere, das versuchen zu meistern.
00:55:25: Aber ich kann nicht löschen oder ignorieren oder mich von dem isolieren, was noch alles in meinem Leben und um mich herum eine Rolle spielt.
00:55:33: Das Lyrik, das Gedichte schreiben, das war... sehr, sehr wichtig für mich, um diesen Roman überhaupt schreiben zu können.
00:55:41: Ich habe so ein paar Friends, die sich so ein bisschen lustig gemacht haben über mich, als sie meinten, du hast jetzt... Jahre lang Gedichte geschrieben und jetzt schreibst du deinen Debüt Roman.
00:55:52: Dabei ist doch Lyrik die Königsdisziplin.
00:55:54: Man schreibt doch erst Prosa und dann am Ende traut man sich an einen Gedicht heran.
00:55:59: Da ging es quasi darum, wie ignorant ich wäre oder wie einfach ich es mir mache, in dem Moment, dass ich ja eigentlich erst Gedichte geschrieben habe und jetzt zur Prosa irgendwie wechseln würde.
00:56:12: Dabei würde ich sagen, alles hat irgendwie die ganze Zeit miteinander zu tun gehabt.
00:56:17: Gedichte gebraucht, um mich einzufinden in dieser Art des literarischen Schreibens auch.
00:56:23: Ich hätte diesen Roman gar nicht schreiben können, wenn ich nicht zuvor mehrere Jahre Gedichte geschrieben hätte.
00:56:28: Das war auch für mich eine Möglichkeit, mich einzudenken hinein.
00:56:31: Vielleicht auch erst gedacht, selbst wenn das jetzt kein Gedicht ist, Hundesohn ist kein Gedicht, aber mir ein lang Gedicht vorgestellt habe und mich gefragt habe, okay, wie welcher anderen Körper kann das eigentlich haben, um ein Roman zu sein.
00:56:47: Und ich habe auch während ich diesen Roman geschrieben, habe auch weiterhin Kurzgedichte geschrieben.
00:56:53: Nächstes Jahr erscheint auch mein zweiter Lyrikband im Elef-Verlag.
00:56:57: Und so wechsel ich viel hin und her.
00:57:00: Oder das, was zuvor gedacht war, als lyrisches geht ein in einen Prosage-Text.
00:57:05: Oder das, was ich als Prosa finde, kann eingehen in ein Gedicht und so.
00:57:10: beziehen, die sich eigentlich permanent zueinander.
00:57:13: Und auch im Roman selbst tauchen ja an bestimmte Lyrikafiguren und Lyrikerinnen auch auf und Gedichtferse und so.
00:57:20: Und im Übrigen auch religiöse Ferse.
00:57:22: Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen, aber es ist ja auch ein Grunde, ein sehr religiöser Text.
00:57:27: Viele Bibelferse, die auftauchen, Abhandlungen im Grunde über die Frage der Religiosität, über die Frage Gottes, in der Beziehung auch zur Sexualität im Begehren, im Glauben und so weiter.
00:57:38: Und das ist für mich auch lyrisch.
00:57:41: Ich denke meinen Glauben auch als eine Form der Lyrik.
00:57:45: Sprache und Lyrik ist schon mal ein gutes Stichwort.
00:57:47: Es gibt eine sehr schöne Stelle, wo es... Also, es geht super viel um Sprache.
00:57:50: Das haben wir tatsächlich auch bis jetzt vielleicht sogar zu wenig angesprochen.
00:57:54: Es geht viel um Identität, wo Sprache ja mit rein spielt.
00:57:57: Sie wechseln auch immer wieder zwischen verschiedenen... Sprachen, also sowohl das Türkische kommt mit vor, Original-Zitate aus dem Koran, aus der Bibel sind mit eingeflochten.
00:58:08: Ich fand eine Stelle ganz beeindruckend oder ganz ganz interessant.
00:58:12: Die Hängen blieb, da findet Seko mit ungefähr zwölf Jahren, so eine Erinnerungssplitter sozusagen, in der Arbeitstasche seines Vaters ein Langscheitwörterbuch und ist ... ganz enttäuscht, was er dann darin findet, denn er schreibt, ich habe mich gefragt, ob Barbara deshalb deutsch wie ein alter Türke am Kölner Fließbahn sprach, weil Langenscheid es ihm so beigebracht hat.
00:58:34: Und etwa später, ob Barbara deshalb so wenig über seine Gefühle sprach, weil Langenscheid es ihm nicht beigebracht hat.
00:58:41: Ich fand das eine ganz tolle Beobachtung, weil, glaube ich, diese Dimension von Sprache gar nicht so... Bewusst ist normalerweise beim Lesen, dass man davon ausgeht, dass es eine normale Sprachkurse gab.
00:58:51: Aber wirklich auch diese laute Umschreibungen für diese am Maschinenband arbeitenden Leute, die im Buch mit eingefügt waren, die machten einem diese andere Bewusstseinsebene noch mal völlig klar und stellten die vor Augen.
00:59:04: Sind die aus einer echten Quelle entnommen, hatte ich mich an der Stelle gefragt?
00:59:08: Oder ist das so in Fantasien nachvollzogen?
00:59:12: Nein, nein, es gibt diese Publikation tatsächlich.
00:59:14: Und ich besitze eine Ausgabe auch hier zu Hause, das ist real.
00:59:17: Ich bin ja auch Politikwissenschaftler und Lehr- und Forscher seit vielen Jahren in diesem Bereich.
00:59:22: auch so Debatten um Migration, um Integration, aber auch um Rassismus, Sprache und Kulturproduktionen.
00:59:29: Und ich habe mich viel auseinandergesetzt auch mit dieser Quelle, aber eben auch mit der Repräsentation und mit den Lebensbedingungen von sogenannten Gastarbeiterinnen.
00:59:38: in Deutschland und ihren Nachfahren.
00:59:40: Und das ist eine Publikation, die mich lange wachgehalten hat, tatsächlich, weil es nicht nur darum geht, wie Sprache vermittelt wurde.
00:59:48: Sie haben das gerade angesprochen.
00:59:50: Es geht ja darum, dass das eins zu eins in so einer Art des türkischen Alphabets, wie so transliteriert wird, damit das aussprechbar ist, als wäre es Deutsch quasi.
01:00:00: Aber es geht ja auch um die Frage, was wurde den Menschen beigebracht?
01:00:04: Und das sind ja ganz bestimmte Sätze.
01:00:06: und Begriffe, die dann ein einfacher Arbeiter zu lernen hat, wenn er sich dann in Deutschland befindet.
01:00:13: Und das erzähle ich nach in dieser Geschichte.
01:00:16: Also Seko, der das plötzlich wiederfindet, diese Sprachhilfe in der Tasche des Vaters, er blättert darum und dann stößt er auf diese... auf diese Sätze.
01:00:26: Es geht dann darum, was ist meine Kontrollnummer zum Beispiel?
01:00:29: Ich habe verstanden, ich habe nicht verstanden, wie macht man das?
01:00:32: Wie stelle ich die Maschine an?
01:00:33: Wie stelle ich die Maschine ab?
01:00:35: Arbeite ich so richtig?
01:00:36: Sind Sie zufrieden mit meiner Arbeit?
01:00:38: Und dann auch so Fragen, wo ein Pinsel ist, wo ein Besen ist, wo ein Lappen ist und so was, ja?
01:00:43: Und das sind Sätze, die dann direkt natürlich auch zeigen.
01:00:47: welche Rolle hat ein Mensch zu erfüllen in einer Gesellschaft?
01:00:51: Und welche Sprache wird ihm angeboten, um diese Existenz für andere zu erfüllen?
01:00:56: Und das ist wirklich sehr, sehr gewaltvoll.
01:00:58: Das ist wirklich ein großes Schockfeld für mich, im Grunde, zu sehen, auf was sich das Leben eines Menschen reduziert in einer Form der Sprache.
01:01:10: Gemeint als Hilfestellung und gleichzeitig von einer wirklich erschütternden Grausamkeit.
01:01:17: Also ich war auch wirklich konsterniert, als ich das gelesen habe und als ich auch gelesen habe.
01:01:22: Also es ist ja so was wie ein Spiegel, der uns zeigt, also uns als den Gastgebern dieser Gastarbeiter damals vor fünfzig, sechzig Jahren, wer wir damals waren und welchen Platz wir diesen Gastarbeitern zugewiesen haben.
01:01:37: Ich glaube, diejenigen, die diese Sprachhilfe formuliert haben, den ist das gar nicht aufgefallen als etwas Brutales oder sowas, sondern es schien sehr, sehr unschuldig und aus dem Wunsch heraus eine Kommunikation möglich zu machen zwischen türkischen und deutschen Arbeitern.
01:01:54: Und da ist es sehr, sehr naheliegend, wenn man ein bestimmtes Bild darüber hat, welche Rolle ein Mensch zu erfüllen hat, was er fähig sein soll zu sprechen.
01:02:03: Und dann passiert das, glaube ich, sehr, sehr schnell im Automatismus.
01:02:06: dass man denkt, okay, die sind ja hier als Arbeiter.
01:02:09: Und was soll ein Arbeiter sagen können?
01:02:12: Und wie sollen wir mit unseren Arbeitern in den Fabriken sprechen können?
01:02:16: Und das ist Spiegelbild davon.
01:02:18: Und das zeigt uns aber auch, dass etwas, das unschuldig gedacht ist, vielleicht als Hilfe gedacht ist, in anderer Form, wenn man einmal die Perspektive wechselt und sich das anschaut, auch sinnbildlich dafür ist, wie brutal unsere Wirklichkeit eben auch sein kann, weil sie für jeden etwas anderes bedeutet.
01:02:37: Um dann zu sehen, ja, ich stelle mir immer diese Frage.
01:02:40: Welche Wörter und Sätze lernen wir in einer Sprache als erstes?
01:02:45: Was lernen wir da eigentlich?
01:02:46: Wenn ich mich zurück erinnere an den Englischunterricht oder in den Französischunterricht, haben wir natürlich nicht gelernt zu sagen, was ist meine Kontrollnummer.
01:02:55: oder wie ich eine Maschine abstellen soll oder so was.
01:03:00: Und ich glaube, das war nie in irgendeiner Lektion.
01:03:03: Ich habe mehrere Jahre englisch und französisch auch gehabt in der Schule.
01:03:07: Und ich glaube nicht, dass das ein Vokabular, das da in irgendeiner Weise von Lehrerinnen und Lehrern da vermittelt wurde, sondern wir haben die ja gelernt auch als Bildungssprachen.
01:03:18: Und das, finde ich, das trägt sich ja immer noch weiter.
01:03:21: Also einerseits die Klage, die viele sehr, sehr einfach formulieren können darüber, dass die erste Generation ganz oft nicht so gut Deutsch könnte.
01:03:29: Da würde ich sagen, okay, in was für eine Gesellschaft sind die denn hier überhaupt angekommen?
01:03:33: Was war denn die Sprachpolitik zu der Zeit?
01:03:35: Und wie lief das eigentlich danach ab?
01:03:37: Und was waren das für Prozesse auch der Ausgrenzung, die wirklich strukturell eigentlich dafür sorgen sollten, dass Menschen nur kurz da sind und dann aber ganz schnell wieder in ihrer Heimat?
01:03:47: zurückkehren sollen, weil sie ja Gastarbeiterinnen sind.
01:03:50: Und sich dann plötzlich zu wundern, dass Menschen Familiengründen hier bleiben und dann auch Kinder natürlich haben und auch Anspruch an ein gutes Leben haben, legitimerweise, wie alle anderen Menschen natürlich auch, sich über so was zu empören.
01:04:02: Das ist ziemlich, ziemlich einfach.
01:04:05: Zum anderen gibt die sprachlichen Werkzeuge, die hier an die Hand gegeben wurden, der Generation ja auch überhaupt nicht eine Grundlage für gesellschaftliche Partizipationen.
01:04:12: Also, damit kann man ja nichts weitermachen, als wirklich nur am Fließband stehen.
01:04:17: Ja, sie verwandeln sich selbst zu einer Maschine.
01:04:20: Sie sind selbst Werkzeug.
01:04:21: Und das ist das, was Seko auffällt.
01:04:24: Er spricht ja auch in diesen Sprachbildern.
01:04:26: Es geht um diesen Austausch auch zwischen dem Vater und ihm, die Frage der Sprache.
01:04:31: Was kann ich wie in welcher Sprache sagen?
01:04:33: Und Seko wundert sich und sagt dann, okay, vielleicht sind das die Gründe, wieso Babas Zunge immer nach Maschineroch.
01:04:40: Oder er sagt, manche Zungen sind eingelegt in Olivenöl und andere sind eingelegt in Maschinenöl.
01:04:45: Und der Vater, der ihm auflistet, welche Vokabeln er sagen kann.
01:04:48: Und er sagt, deine Vaterzunge heißt Fabrik.
01:04:52: Und die zwei leben natürlich auch unterschiedliche Leben, sowie auch der Großvater ein ganz anderes Leben hatte.
01:04:58: Und diese Generationenfrage, die begleitet uns natürlich auch in diesem Roman.
01:05:02: Seko hat ein anderes Leben und ihm ist es durchaus bewusst.
01:05:05: Und gleichzeitig fehlt ihm natürlich die Sprache, um mit all seinen Vorfahren überhaupt adäquat sich unterhalten zu können über deren Lebenswelt.
01:05:11: Es geht ja in die Einrichtung verloren und das, was er dazu lernt, kann er nicht mehr anwenden, um viel mit den Vorfahren zu kommunizieren.
01:05:19: Genau, weil er sagt, im Französischen ist er ein arroganter Französischer Philosophie-Professor.
01:05:24: Aber im Türkischen fühlt er sich wie ein zwölfjähriges Kind.
01:05:29: Eine andere Stelle, die mir auch aufgefallen war, wo wir gerade sagen, man ist ein zwölfjähriges Kind, die mich sehr auch vor meiner eigenen Unzulänglichkeiten dargestellt hat, war die Stelle, wo ... Er über seine Mitschüler berichtet und sagt, naja, Shakespeare kann man, können einige zitieren.
01:05:47: Das andere Mädchen kann die fabelhafte Welt der Amelie komplett auf Französisch mitsprechen.
01:05:51: Aber wenn sie bei Ali Uster Eiraen bestellen, dann können sie das nicht mal auf Türkisch.
01:05:56: was in ihrem Buch sehr schön ist und was ich immer mag, ist, wenn man so viele kleine Hinweise kriegt, wo man dann selber weiterlesen kann und sich noch weiter reinwühlen kann in so ein Thema.
01:06:06: Und es kommt tatsächlich unter anderem beispielsweise die Schriftstellerin Semra Ertharn vor.
01:06:12: Tochter von Arbeitsmigranten in Kiel, die sich in der Zeit von der Vorgabe aus Protest gegen Rassismus öffentlich verbrannt hat.
01:06:17: Ich habe von der vorher noch nie gehört gehabt, muss ich zugeben an der Stelle.
01:06:21: musste natürlich sofort den ganzen Wikipedia-Artikel durchlesen und hatte mich dann gefragt, dient sie da zum einen dazu, so unbekanntes literarisches Potenzial hervorzuheben, was sozusagen den Durchschnittslesern überhaupt nicht bewusst ist, was aber da ist, denn sie hat ja auf Deutsch geschrieben.
01:06:38: Oder ist das gleichzeitig auch so ein Verweis dieses Schicksal auf die Ausländerfeindlichkeit, die die Generation von Sekus Eltern eben in Deutschland erlebt hat.
01:06:46: oder auch die Großeltern.
01:06:47: Ich glaube, das ist einerseits der Ausdruck einer Kontinuität des Rassismus, der ja nicht plötzlich begonnen hat vor ein paar Jahren oder so, sondern auch eine längere Geschichte hat.
01:06:58: Und da versteht unter anderem eben auch das Leben von Semra Eltern, die des deren Familie auch aus Mersin kommt.
01:07:05: Ist ja direkt neben Adana auch.
01:07:07: Und Seko im Roman befindet sich auch oft in Mersin und dort am Strand, am Meer.
01:07:13: Und er erzählt auch Hassan auch bei der Autofahrt, als sie dann nach Mersin fahren im Auto von Semra Eltern, die aus Mersin kommt und Gedichte geschrieben hat, auch über Mersin.
01:07:24: Und Hassan kannte sie ja auch nicht.
01:07:26: Das ist ja so ein doppelt Unsichtbarmachung eigentlich dieser Figur, die vergessen ist in der Türkei und vergessen ist im Grunde in Deutschland oder für manche Menschen vergessen ist.
01:07:35: und andere, die sie durchaus erinnern.
01:07:38: und Hassan ist selbst überrascht und sagt dann, da muss so ein Deutscher in roter Badehose nach Melsin kommen, um mir plötzlich zu erzählen, dass es hier eine Dichterin, dass eine Dichterin von hier kommt und wunderschöne Gedichte über Melsin.
01:07:52: beispielsweise geschrieben hat.
01:07:54: Und das heißt, es ist sozusagen einerseits diese Geschichte der Migration, andererseits eben auch das Rassismus der rassistischen Gewalt.
01:08:01: Es gibt ein sehr bekanntes Gedicht von Semre Erltern, das auch den Namen trägt.
01:08:05: Mein Name ist Ausländer.
01:08:07: Es geht genau um dieses Problem, was ich zuvor beschrieben habe, was es heißt, wenn ein Mensch degradiert wird auf diese eine bestimmte Funktion, beispielsweise für andere Menschen.
01:08:18: zu arbeiten und nur dafür zu existieren oder eben Ausländer zu sein, seinen Namen zu verlieren und nichts anderes sein zu können als das und seine eigenen Träume nicht erfüllen zu können.
01:08:29: Sammler Eltern hatte einen großen Traum.
01:08:31: Sie wollte als Lyrikerin öffentlich wahrgenommen werden.
01:08:35: Sie hat sehr, sehr viele Gedichte geschrieben und hat sich übrigens auch oft ans Radio an die Presse gewandt, auch bevor sie sich tatsächlich auch umgebracht hat.
01:08:44: Sie hat viele Gedichte geschrieben, die vor einigen Jahren gesammelt erschienen sind, auch auf Deutsch und Türkisch, also zweisprachig in der Edition Assemblage.
01:08:54: Und ich habe diese Ausgabe auch hier, ich habe viel darin gelesen, dass er für mich sehr, sehr emotional, einerseits auch wegen dieser geografischen Nähe natürlich zu mehr Sinn, aber auch zu sehen, hier haben wir es mit einer Lyrikerin zu tun, mit einer Lyrikerin, die über so vieles geschrieben hat und nicht einfach nur über Rassismus geschrieben hat, sondern es geht auch wie beispielsweise bei Arrasördern und anderen emigrantischen, migrantisierten Lyrikerinnen und Autorinnen um Dinge wie die Frage der sozialen Gerechtigkeit, um eine Solidarität untergeknächteten, einen anderen Zukunftsentwurf, die Suche nach einer Sprache für diese Welt, in der wir uns befinden.
01:09:33: Und natürlich auch die Fähigkeit zu lieben, zu fühlen, zu denken, und das wird ganz oft eben auch unterschlagen.
01:09:39: Und deswegen liegt für mich auch diese Besonderheit dann da drinnen, in dieser Brücke zu Lyrik und zu diesem Roman, in diesem Fall auch zu diesem Liebesroman, wirklich auch eine Liebesgeschichte zu schreiben, weil... So banal, dass auch klingen mag.
01:09:54: Ich bin aufgewachsen mit einer Hassfigur, die der Islam und das muslimische, die das arabische und türkische darstellen soll für die Gesellschaft.
01:10:04: Und da drinnen hatten solche Emotionen keinen Raum.
01:10:06: Es sind natürlich immer bestimmte Emotionen, die andere Menschen fühlen sollen und für die sie zur Verfügung stehen sollen.
01:10:13: Und das ist es.
01:10:14: nicht nur verachtet zu werden, sondern selbst zu verachten, zu hassen, ignorant zu sein, gewalttätig zu sein, brutal zu sein, sexistisch zu sein, homophob zu sein, antisemitisch zu sein.
01:10:24: Also man übernimmt eigentlich die Rolle eines Demons in der Gesellschaft, eines riesigen Sündenbockes, um alles zu externalisieren auf diese Figur, um selbst ein ideales Selbstbild über die Gesellschaft aufrecht zu erhalten, das natürlich auch Illusion ist.
01:10:39: Und da ist es dann für mich wirklich auch ein Befeuungsakt gewesen, selbst in den letzten Jahren in den Gedichten über Liebe zu schreiben, Liebe zu empfinden, Liebe zu dürfen, Liebe zu können und mit einem solchen Gefühl auch an die Öffentlichkeit zu treten, um begehren zu können, um Sehnsucht zu haben nach Freundschaft, nach Nähe.
01:11:01: nach Geborgenheit.
01:11:02: Und ich glaube, das ist eine Bandbreite an Emotionen, in der sich viele andere auch finden wollen, in denen sie auch gesehen und gehört werden wollen.
01:11:14: Hundesohn von Ozan Sakaria Kiskinkilić ist im Sürkamp-Verlag erschienen, hat zweihundert neunzehn Seiten und kostet vierundzwanzig Euro.
01:11:22: Gleich am Dienstag, am dreißigsten September, stellt Ozan Sakaria Kiskinkilić seinen Roman hier in Frankfurt vor, am ersten Oktober dann in Hannover und am dreihundzwanzigsten Oktober in München.
01:11:33: Lieber Ozan Sakaria Kiskinkilić, vielen, vielen Dank für das Gespräch.
01:11:37: Vielen Dank, vielen Dank.
01:11:45: Kommen wir zum neuen Literatur-Rätsel von Themen an Sprecklissen.
01:11:48: Wie immer können Sie, liebe Hörerinnen, lieber Hörer, jetzt ein Buch gewinnen.
01:11:51: Wenn Sie uns eine E-Mail mit der richtigen Lösung schicken und ein bisschen Losglück haben.
01:11:56: Fridorf liest Ihnen gleich den kurzen Monolog einer Nebenfigur aus einem Werk vor, das man kennen kann.
01:12:02: Sie müssen Sie nur wiedererkennen und auf das Werk kommen, aus dem Sie erzählt.
01:12:06: Aus dem Sie erzählt, was Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte so mitbekommen hat, also aus Ihrer Perspektive als Nebenfigur.
01:12:13: Das ist wichtig für den Hinterkopf.
01:12:15: Die Lösung des Rätsels besteht aus ihrem Namen und dem Titel des Werks.
01:12:20: In unserer letzten Episode vom August, hat sich eine Figur aus einem Buch zu Wort gemeldet, das man nicht nur kennen kann, sondern an dem man eine Zeit lang kaum vorbeikam.
01:12:31: Gilderoy Lockhart aus Harry Potter und die Kammer des Schreckens von J.K.
01:12:35: Rowling.
01:12:36: Gewonnen hat Gabriela Grillos aus Wien.
01:12:39: Herzlichen Glückwunsch.
01:12:41: Neues Spiel, neues Glück.
01:12:42: jetzt, machen Sie mit, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, um welches Werk und welche Figur soll es diesmal gehen, im September, twenty-fünfundzwanzig.
01:12:50: Es war auf der Überfahrt New York Südamerika mit dem großen Dampfer.
01:12:54: Einigermaßen exklusiv, aber so ganz kann man sich seine Gesellschaft nicht aussuchen.
01:12:59: Ich bin Ingenieur.
01:13:00: In Kalifornien hat sich meine harte Arbeit ausgezahlt und wenn ich jetzt eine solche Schiffsreise unternehme, dann, weil ich sie mir leisten kann.
01:13:09: Alles lief glatt.
01:13:10: Bis zu dem Tag, als ich erfuhr, dass der berühmte Schachspieler vom Balkan mit an Bord war.
01:13:15: Schach, müssen Sie wissen, ist meine Leidenschaft.
01:13:18: Ich bin ein kluger Kopf und gewinne normalerweise meine Partien.
01:13:21: Und ich kriege auch sonst was ich will.
01:13:23: Schließlich bezahle ich dafür.
01:13:25: Diesem Meister gab ich zweihundertfünfzig Dollar dafür, dass er gegen mich und ein paar andere antrat.
01:13:31: Die erste Partie haben wir verloren, ärgerlich.
01:13:34: Aber wofür bin ich denn so reich?
01:13:37: Ich kaufte uns eine Revanche.
01:13:40: Dann passierte etwas Merkwürdiges.
01:13:42: Ein blasser Typ, der mir vorher gar nicht aufgefallen war, griff plötzlich ins Spiel ein, gerade als ich einen Bauern in eine Dame umwandeln wollte, erhielt mich davon ab, weil er die Falle erkannte, die der Meister uns gestellt hatte.
01:13:56: Mit seiner Hilfe schafften wir noch ein Remy.
01:13:59: Na Meister, wie schmeckt ihr das?
01:14:01: So was habe ich natürlich nicht gesagt, schließlich wollte ich noch mehr davon sehen, wie unser Blasser her diesen aufgeblasenen Champion in Grund und Boden spielt.
01:14:10: Also habe ich noch eine Partie gekauft.
01:14:12: Gleich findet sie statt.
01:14:13: Unser Blasser Freund wirkt zwar etwas aufgeregt, er will auch nur noch ein einziges Mal spielen, wie er beteuert, aber das werden wir ja sehen.
01:14:22: Sie wissen ja, ich bekomme alles.
01:14:24: Und wenn ich es mir kaufen muss.
01:14:27: Na, wissen Sie oder ahnen Sie, wer da spricht?
01:14:30: Oder zumindest um welches Buch es geht, schicken Sie uns bis zum eighthen Oktober, zwanzig, fünfundzwanzig eine E-Mail mit dem Namen der Nebenfigur und dem Titel des Werks an bücher-podcastetfaz.de.
01:14:42: Bücher mit Ue.
01:14:44: Und wenn beides stimmt, sind Sie dabei.
01:14:46: Die Teilnahmebedingungen finden Sie auf der Seite www.faz.net slash bücher-podcast.
01:14:52: Auch hier mit Ue.
01:14:54: Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
01:14:55: Und Achtung, diesmal haben wir die Teilnahmezeit ein wenig verkürzt, weil wir vor der Buchmesse noch einmal für sie da sein wollen.
01:15:02: Was es diesmal zu gewinnen gibt, Rilke zeichnet.
01:15:06: Ein Buch, das hält, was es verspricht, es versammelt nämlich auf über hundertfünfzig Abbildungen, Ritter, Ungeheuer, Madonna, Paläste, Traumwelten mit galanten, offizierenden Uniformen und eleganten Damen im Abendkleid, Bildgeschichten aus der Prager Gesellschaft und Impressionen auf Reisen, allesamt gezeichnet von Rainer Maria Rilke und herausgegeben und erläutert von Gunilla Eschenbach, Mirko Notscheidt und Sandra Richter aus der anderen Bibliothek.
01:15:32: der wir einmal mehr herzlich danken.
01:15:35: Und wenn Sie uns noch etwas anderes als Ihre Lösung schicken möchten, Nachfragen zum Beispiel, Anmerkung, Beschwerden, gerne auch Lob, erreichen Sie uns für vom Bücher-Podcast Kai Spanke, Paul Ingendai, Friedhof Küchemann und mich, Maria Wiesner unter der Adresse bücher-podcast.atfaz.de.
01:15:52: Auch hier mit Ue und bei Instagram heißen wir et fatz bücher.
01:15:57: Eine Episode unseres Bücher Podcasts, liebe Hörerinnen, liebe Hörer gibt es, jeden Monat überall dort zu hören, wo es gute Podcasts gibt.
01:16:05: Im September ist es diese hier.
01:16:07: Wer alle Episoden hören will, an jedem Sonntag kommt eine neue und in ein paar Wochen, wenn Buchmesse ist, kommen drei Folgen am Tag.
01:16:14: und wer auch alle anderen Podcasts zu FHZ und überhaupt alle Artikel bei FHZ.net und in unseren Apps erreichen will, kann jetzt drei Monate lang für ein Euro im Monat FAZ Plus testen.
01:16:26: Wie das geht, sehen Sie in den Show-Notes.
01:16:29: Maria und ich, wir sind in zwei Wochen am zwölften Oktober am Sonntag vor der Buchmesse ein nächstes Mal für Sie da.
01:16:35: In der kommenden Folge vom fünften Oktober begrüßt sie an dieser Stelle Paul Ingenday und auch bei ihm geht es um Rilke.
01:16:42: Er spricht mit dem Lyrikayan Wagner, der die Antologie Tanzt die Orange.
01:16:48: Hundert Antworten auf Rilke herausgegeben hat.
01:16:50: Wir danken David Broklacher und Kevin Gremmel für die Produktion dieser Folge.
01:16:54: Und Ihnen, liebe Hörerinnen, liebe Hörer, danken wir herzlich fürs Zuhören.
01:16:59: Bis dann.
01:17:00: Bis dann.